Chapter 4: The Art of War

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Vor einigen Stunden hatten sie die Umrisse der großen tropischen Insel Kezan, im Westen, hinter sich gelassen. Kezan war die Heimat der geldgierigen und verschlagenen Goblins, welche von ihrer Hauptstadt Undermine aus ihre weltumspannenden Handelsimperien betrieben. Auch wenn nach Ansicht des Kapitäns ein kurzer Stopp dort von Nöten gewesen wäre um frisches Trinkwasser und Proviant zu laden, hielten ihn seine Passagiere dazu an den Kurs zu halten um nicht noch mehr kostbare Zeit zu verlieren. „Wir sind bald da,“ murmelte Bloindil mehr zu sich selbst in seinen Bart und deutete dabei mit den Finger auf einige Möwen die um das Schiff kreisten. Ayures nickte stumm. Tatsächlich mußten sie unmittelbar vor der Küste Kalimdors sein, wenn bereits einige Möwen von dort sie hier fanden. „LAND IN SICHT!“ Der laute kehlige Ruf einer der Matrosen weckte alle aus ihrer scheinbaren Ruhe und nach wenigen Minuten, herrschte hektisches Treiben auf Deck. Ein tiefes entspanntes Ausatmen glitt über Rhadas Lippen, als sie aus ihrer Meditation erwachte und langsam sich von ihrer provisorischen Sitzgelegenheit erhob. Mit skeptischen Blick stellte sie sich neben den Paladin und beobachtete die Konturen Kalimdors die sich langsam am Horizont auftaten. Unterdessen hatte Bloindil, seinen tierischen Begleiter Groar geweckt und sich ebenfalls zu seinen Reisegefährten gesellt. Je näher sie der Küste kamen umso deutlicher fiel ihnen der dunkle mit Wolken verhangene Himmel auf der sich wie eine schwarze Woge über den gesamten Küstenbereich der Düstermarschen erstreckte. Der Kapitän des Schiffes, der sich etwas abseits befand, stopfte sich derweil eine Pfeife und musterte mit zusammengezogenen Augenbrauen die Wolken. „Es scheint das wohl ein starker Sturm aufzieht. Wolken wie diese habe ich noch nie an dieser Küste gesehen, Herr Ayures.“ Tatsächlich schien die Wolkenwand mit jeder Minute gewaltiger zu werden und einige der Zwergenkrieger sprachen bereits Gebete der Stärke. „Nein...das sind keine Wolken. Das ist kein natürlicher Sturm.“ Die Druidin war die erste die laut aussprach was alle in diesen Moment dachten. Ungläubigkeit und Schrecken klang dabei unterschwellig in ihrer Stimme nach, als sie sich etwas vorbeugte um den Himmel genau zu betrachten. „Sie hat recht. Das ist kein Sturm...“ für einen Moment kehrte Totenstille auf dem gesamten Schiff ein und Bloindil zog tief die Luft in seine Nüstern, wohl in Kontakt mit den Geistern der Elemente tretend. „...ich rieche Tod...und verbranntes Fleisch. Das ist kein Wolkenhimmel. DAS IST RAUCH!!“

Feuer. Gleich wohin man den Blick wandte verzehrten Flammen wie gierige Reißzähne gleichermaßen Holz, Stein und Fleisch. In der Luft lag Kampfeslärm von Stahl der aufeinander traf. Doch mit jedem Male wurde er leiser... machte Platz für die Schreie der Sterbenden. Befehle auf Thalassisch hallten durch die Straßen, die von Leichen gesäumt waren. Grüne brennede Augen, begutachteten mit berechnenden Blick die Zerstörung die sich ihnen zeigte. Nachtschwarzes langes Haar wog leicht hin und her durch die Hitze der Flammen geführt. Ein zustimmendes emotionsloses Lächeln legte sich auf die Lippen oberhalb des kleinen schwarzen Kinnbartes. Eine weitere Gestalt näherte und kniete wenige Schritte entfernt nieder. Die makellosen Gesichtszüge waren von einer feuerroten langen Haarpracht umgeben, aus denen zwei spitze Elfenohren stachen. Brennend grüne Augen spiegelten Wohlgefallen an dem Leid wieder welches um die Blutelfenmagierin herrschte. Ein ewiger eisiger Nebel ging dabei von ihren Körper aus der passend zu ihrer Stimme kein Gefühl erkennen lies. „Anu belore dela’na, mein Lord Eldrion. Der Großteil der Stadt ist eingenommen. Die Menschen haben sich unter dem Schutz von Jaina Proudmoore in ihren Turm zurückgezogen und die Reste ihrer Soldaten halten bis jetzt die Kaserne im westlichen Teil. Lord Serbitar und Lady Kydaleen haben die Kaserne mit ihren Truppen umstellt. Ihre Blutritter und Sonnentemplar müßten ihren Wiederstand jeden Moment gebrochen haben. Sie vermutet das sie auch die überlebende Bevölkerung dort versteckt halten.“

Ohne eine Rührung seiner Gesichtszüge lauschte Eldrion den Ausführungen seiner Erzmagisterin. Lady Aileria Mondflamme, war nicht umsonst bis in den obersten Rang der Magier und Hexerkaste in den Reihen der Sin’dorei aufgestiegen. Ihre Effizienz und Zielstrebigkeit, gepaart mit der nötigen Arroganz wie auch Kaltherzigkeit hatte sie schnell zur höchsten Position ihrer Kaste befördert. Auch dieses Mal wollte sie Lord Eldrion beweisen das sie dies zurecht verdiente. „Lady Aileria, wie steht es um Jaina Proudmoore selbst? Sie ist die wohl größte Gegenwehr in diesen degenerierten Hort menschlicher Schwäche.“ Zustimmend blickte sie auf und legte ihre Hand wie zum Schwur auf ihre Brust. „Sie hat ihren Turm mit einer magischen Barriere umgeben. Bisher konnten wir nicht durchdringen, aber ich versichere euch das unsere Magier und Hexenmeister ihre Kraft bald gebrochen haben. Wir...“ „Nein...es ist nicht nötig zu ihr vorzudringen.“ Verwunderung wie auch Verwirrung zeigte Ailerias Gesicht auf seine Antwort, aber wagte sie nicht zu wiedersprechen, als er fortfuhr. „Dies ist womöglich noch effektiver. Befehlt eurer Kaste das sie ihren Angriff weiter fortsetzen, aber sie sollen nur verhindern das sie aus dem Turm fliehen oder jemanden helfen kann.“ „Was soll mit den Menschen geschehen die sich in der Kaserne verschanzt haben, mein Lord?“ Für einen Moment schien der Anführer der Sin’dorei zu überlegen und verschränkte nachdenklich die Arme, ehe sein Gesicht die gewohnte Kälte wiederfand. „Warum sollen wir uns die Mühe machen zu diesen Ungeziefer vorzustoßen? Gebt Lord Serbitar und Lady Kydaleen von mir den Befehl die Tore und Fenster des Gebäudes versiegeln zu lassen. Sperrt diese verrätersiche Menschenpack dort ein....und setzt das Gebäude in Brand. ...Jaina soll hören und sehen aus ihren Turm heraus wie ihr Volk jämmerlich zugrunde geht ohne das sie etwas tun kann. So wie es Verrätern gebührt. Tötet jeden einzelnen der versucht zu entkommen. Was die Hochelfen betrifft, sofern ihr noch Lebende findet, möchte ich das sie geprüft werden. Wenn welche unter ihnen sind die womöglich gerettet werden können von der Verderbnis der Allianz nehmt sie mit. ..Exikutiert den Rest. Wir haben keine Zeit für Gefangene. Nachdem alles planmäßig verlaufen ist, zieht unsere Truppen ab und begebt euch zum Hafen. Wir werden dafür Sorge tragen, das die Allianz keine Verstärkung von hier aus rufen kann. Bis die Nachtelfen gewarnt sind..wird es bereits zu spät sein. Geht nun.“ Mit einem geradezu sadistischen Lächeln erhob sie sich und verneigte sich abermals, bevor sie sich abwandte. „Wie ihr wünscht, mein Lord.“

Noch während das Schiff sich dem nächsten freien Pier des Hafens näherte, hatten sich sowohl die Besatzung wie auch die Passagiere für einen Angriff vorbereitet. Aber selbst so mancher gestandene Zwergenkrieger mußte hart schlucken als sie aus nächster Nähe sahen was hier geschehen war. Sämtliche Schiffe der Stadt waren versenkt worden und jene die noch nicht auf den Grund des Hafenbeckens lagen wurden langsam von den Feuern zerfressen die auf ihnen wüteten. Das Wasser des Hafens war rötlich eingefärbt vom Blut unzähliger gefallener Soldaten, deren Leiber wie Treibgut zwischen den einzelnen Pfeilern der Stege trieben. Selbst der Pier andem sie das Schiff endlich anlegen lassen konnten, war übersäht mit Toten, gleich welchen Alters oder Geschlechts. Niemand war von den mysteriösen Angreifern am Leben gelassen wurden. Besonders Ayures schien dies Bild des Schreckens zuzusetzen. Seine Lippen waren trocken und sein Gesicht war bleich geworden. Er hatte schon so manche Schlacht geschlagen, aber das was er hier sah übertraff sogar die Grausamkeit die normalerweise nur die brennende Legion oder die Geißel an den Tag legten. Während Dämonen und Untote sich meist daran ergötzten ihre Opfer zerreißen um an ihren Lebensenergien wie auch Fleisch zu laben, wiesen die Opfer meist nur eine einzige Wunde auf die aber immer tödlich war. Dabei variierten diese von offensichtlichen Verletzungen durch Klingen und jene durch Magie. Nein..dass hier war nicht nur ein einfacher brutaler Angriff einer der Feinde der Allianz. Dies hier war eine systematische Auslöschung die geradezu ein monströses Maß an Gefühlskälte zeigte. Wer auch immer die Angreifer waren, sie verschwendeten keine Zeit an ihre Feinde selbst nicht im Todeskampf.

„SICHERT DEN PIER! ANKER INS WASSER UND VERTÄUT DAS SCHIFF!! SEID......AGHHH!“ Aus heiteren Himmel durchschlug wie aus dem Nichts eine geworfene Klinge die Kehle des Kapitäns, als dieser gerade seiner Mannschaft noch einige Befehle zurufen wollte. Wie eine Marionette der man die Fäden durchgeschnitten hatte, sackte er augenblicklich zu Boden und Ungläubigkeit über diesen Tod lag in seinen nun leeren Augen. Mit festen Griff packte Ayures den Schwertgriff und zog die Klinge aus dem Körper des Toten. „Eine Elfenklinge... Sie haben uns entdeckt!“ Unruhig beobachteten dabei seine zwei Gefährten den Hafen. Niemand war zu sehen. „Das gefällt mir nicht, Ayures. Es ist zu still und wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller. Wir müßen runter vom Schiff und Deckung suchen.“ Bloindil legte dabei besonders Nachdruck zur Eile in seiner Stimme denn jede Sekunde die sie warten würden, könnte einen weiteren von ihnen das Leben kosten oder von jenen in Theramore die noch am Leben waren. Genau wie sein Herr spürte auch Groar die Gefahr und grunze dabei unruhig. „...etwas kommt näher..sehr schnell.“ Bis zu diesen Moment hatte Rhada zu all dem geschwiegen was sie gesehen hatte. Bereits als sie von der See aus den Rauch erkannten, hatte sie geahnt das sie kein schöner Anblick hier erwarten würde und sie vermiet deshalb bis zu diesen Moment jegliches Wort über die Greul zu verlieren was sie hier erblickten. Jetzt aber blieb keine Zeit mehr für weiteres zögern. „SCHNELL! ALLE RUNTER VOM SCHIFF ODER WIR SIND TOT!“ Ihr Ruf war wie ein Weckruf für alle Anwesenden und ohne zu zögern sprang einer nach dem anderen über die Reling in das kalte Wasser. Sogar die Zwerge die keine große Zuneigung zum Wasser empfanden begriffen sofort den Ernst der Lage.

Drei der Zwergenkrieger zögerten und besiegelten damit ihr Ende. Im selben Augenblick, als die übrigen in die kalten Fluten eintauchten, schlugen zwei dämonische Kometen in das Schiff ein. Die riesigen giftgrünen Flammengeschosse rissen das Schiff bei ihrem Einschlag buchstäblich in 2 Hälften die augenblicklich zu sinken begannen. Die dabei, vom Wrack ausgehenden, Wellen trieben die Überlebenden im Wasser dabei auseinander. Einige wurden hart gegen die Stegpfeiler gedrückt. Erst als nach einigen Sekunden sich die Wellen wieder beruhigt hatten fanden die Überlebenden halt an diversen Trittleitern die seitlich der Stege zurück auf Hauptpier führten. Weitere kostbare Minuten verstrichen bis auch der Letzte aus dem Wasser, auf die relative Sicherheit des Piers gerettet wurde. Eine Wasserfontäne spie aus Bloindils Mund, als er das geschluckte Salzwasser aus seinem Körper verbannte. Aber den leichten Geschmack von Blut der darin lag, wollte nicht aus seinen Mund weichen. „Wasser ist nicht das Element eines Zwerges. Vielleicht hat sich der Gnom geirrt und es ist eine Splittergruppe dieser verfluchten Dämonen. Es heißt das die brennende Legion überall ihre noch verbliebenden Truppen in Azeroth sammelt. Wer weiß was diese Teufel vorhaben?“ Bei seinen Worten schloß sich sein Panzerhandschuh noch fester um das Gewehr als sich der Than mit dem Rücken gegen einige Kisten presste. Der Rest der Gruppe tat es ihm gleich und versuchte hinter diversen Transportgut auf dem Pier Deckung zu finden, obgleich es sicher wenig Schutz gegen einen weiteren Angriff dieser Art bieten würde.

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