Chapter 4: The Art of War

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Zohar schlug stirnrunzelnd seine Kaputze zurück als der Junge ihn erreichte. 500 Jahre war es nun her das er in sein selbstgewähltes Exil ging um bis zu seinem Ende für die Vergebung seiner größten Sünde zu büßen. Doch wie sie oft schienen auch jetzt die Geister der Vergangenheit keine Ruhe zu finden. Zwar hatte er dem jungen Sevotharte der gerade auf ihn zurannte unzählige Male gesagt das er ihn nicht mit Namen anreden solle, doch schien seine Furcht von der Vergangenheit eingehollt zu werden unbegründet. Viele der Elfen die einst wußten wer er war, hielten ihn entweder für tot oder waren selbst in den Kriegswirren getötet worden. Nur eine handvoll Bewohner von Quel’Danil wußten um seine wahre Identität, sprachen aber sowohl aus Respekt ihm gegenüber wie auch zu seinen Schutz nie darüber. Das hatte dem einstigen Hohepriester des Sonnenkultes 3 Jahrhunderte des Friedens beschert, aber nur wenige wußten welchen verzweifelten Kampf er Tag ein Tag aus gegen seine inneren Dämonen durchstand. Es verging kein Augenblick andem er nicht an sein Versagen vor 500 Jahre erinnert wurde. Seit jeher gab er sich selbst die Schuld an Prinz Eldrions Fall und seine Einkerkerung für alle Ewigkeit. Diese Sünde wie er es selbst oft nannte, lies ihn oft in tiefe Lethargie versinken. Genau wie das Land was seine Zuflucht nun bot, isolierte er sich von seiner Umwelt. Zwar spendete er den Vertriebenen Trost und den Verwundeten Heilung, doch war sein Wissen über all das was nach seinem Exil in Quel’Thalas geschah bestenfalls bruchstückhaft. Nie fragte er einen der Beistandssuchenden nach mehr Details über das was im Heimatland geschah, was vor allem Neuankömmlinge oft verwunderte. Als schließlich vor einigen Monaten abermals eine kleine Gruppe von Flüchtlingen den Nordpass von Caer Darrow passierten, erfuhr er erstmals von Kael’Thas neuen Ansichten betreffend der Allianz und was er aus den Überlebenden geformt hatte. Ein eiskalter Schauer kroch bei den
Ausführungen der Flüchtlinge über seinen Rücken. Jetzt war es also geschehen das Kael seinem älteren Bruder in die Fußstapfen des Wahnsinns gefolgt war. Aber was Zohar daran viel mehr schockierte war zu erfahren wie abgestumpft und kalt Kael’s Ansichten geworden waren. Während Eldrion damals gezwungenermaßen in ein eiskaltes Monstrum verwandelt worden war, folgte sein jüngerer Bruder nun anscheinend freiwillig diesen unsagbaren Pfad.

Diese Erkenntnis traf den einstigen Sonnenpriester hart und fügte seiner großen Bürde eine weitere hinzu. Nun waren alle Erben des Throns von Silvermoon der Unbarmherzigkeit anheim gefallen. Gab es noch Hoffnung in dieser Welt von Kriegstreiberei und Kälte? Zohar hatte in all der Zeit oft daran gezweifelt, bis zu jenen Tag als er den jungen Sevotharte halb tot auf seiner Türschwelle fand. Er war der letzte Hochelf der bis zum heutigen Tage die Sicherheit von Quel’Danil lebend erreicht hatte. An diesen Jungen war etwas besonderes, das spürte Zohar bei der ersten Begegnung. Denn trotz aller Strapatzen, all des Elends und des Grauens das er auf seinen Weg hierher gesehen hatte, hatte dieser Junge niemals die Hoffnung aufgegeben. Das war etwas was selbst den erfahrenen Sonnenpriester tief beeindruckte. Er nahm Sevotharte unter seine persönliche Obhut und sowie er wieder zu Kräften gekommen war offenbarte er seine Geschichte. Zu Zohars Überraschung erfuhr er das Sevotharte der einzige Sohn von einstmaligen Hauptmann der königlichen Palastwache Esildar Snowblood war. Er war auch der einzigste seiner Familie der das Massaker von Silvermoon durch die Geißel überlebt hatte. Er hatte mitansehen müßen wie sein Vater, beim verzweifelten Versuch soviele Bewohner der Stadt wie möglich in Sicherheit zu bringen, von den Unoten bei lebendigen Leib zerfleischt wurde. Doch selbst dieses nahezu traumatische Erlebnis nahm dem jungen Sevotharte niemals seinen Lebenswillen. Denn worin bestand das Opfer seines Vaters und das sinnlose Sterben seiner Familie wenn er nun das ihm geschenkte Leben arglos wegwarf? Seitdem der junge Elf sich in der Obhut Zohars befand lernte er schnell das es noch einen anderen Weg neben Tod und Zerstörung gab. Wie sich bald herausstellte besaß Sevotharte keinerlei arkane Begabung was aus Sicht der Waldläufer wie auch des Priesters einen Segen darstellte. Niemals würde der Junge gefahr laufen von Magie korrumpiert zu werden. Umso eifriger lernte er hingegen die Pfade der Weltenwanderer, wo er gleichermaßen eine Begabung für den Nah wie auch Fernkampf bewies. Tatsächlich zog es der angehende Weltenwanderer immer öfters vor mit den gefährlichen riesigen Trollkriegern direkt in den Nahkampf zu gehen um sie mit Geschwindigkeit und scharfen Klingen zu fällen. Natürlich ganz zur Sorge seiner Mentoren wie auch Zohars.

„Shan’do. Diese Schriftrolle... der Bote der sie brachte sagte das sie nur für euch ist,“ keuchte Sevotharte atemlos als er endlich vor Zohar stand und mußte sich kurz auf die Knie stützen um Luft zu holen. Mit einer Hand hielt er dabei immer noch das zusammengerollte Pergament hoch, welches der Sonnenpriester etwas zögerlich entgegen nahm. Die Botschaft war zielgerichtet an ihn? Aber wer in Silvermoon wußte noch von seiner Existenz und wo er sich aufhielt. Unzählige Frage wallten in seinen Gedanken hoch und erstarben ebenso schnell im Schrecken wieder als sein Blick auf das blutrote Wachssiegel fiel das die versiegelte Schriftrolle trug. „Das..das kann nicht sein..“ Mit zittrigen Fingerspitzen strich er über das Siegel, glaubte zunächst an einen schlechten Scherz seiner Augen, doch je öfter er über das Wachsiegel fuhr umso realer wurde die Gewissheit. Denn auf den roten Wachs war das Symbol der Königsfamilie eingebrannt, sowie das jetzige Symbol der Blutelfen, der königliche Feuerphoenix. Aber das war unmöglich. Völlig unmöglich. Der einzige der dieses Siegel noch besaß war Kael’thas und wie er den Berichten der Flüchtlingen entnommen hatte war dieser bereits vor Monaten nach Outland gereist und nicht wiedergekehrt. „Es sei denn...“ eine dunkle Vorahnung stieg in ihm auf als seine Finger furchtsam das Siegel brachen und die Schriftrolle enthüllten.

Anu belore dela’na, “Shan’do”.
Dachtet ihr wirklich das ihr vor eurer Vergangenheit fliehen könnt? Wieviele eurer Jahre habt ihr euch verkrochen wie ein erbärmlicher Mensch? Wieviele Jahre habt ihr Gebete gesprochen für euren egoistischen Wunsch der Vergebung? Die Sonnengöttinen würden niemals solch einer Beleidigung ihre Gnade gewähren. Solange war ich in ewige Dunkelheit gekerkert. Verraten von all jenen denen ich einst vertraute. Ihr wart auf eure Weise ebenso schwach wie die anderen. Ihr sagtet damals das ihr es tatet zum Wohle unseres Volkes…doch in Wahrheit tatet ihr es weil ihr fürchtete was ich nun war und bin. Jene die niemals aufgaben an mich zu glauben, wußten jederzeit wo ein Ketzer wie ihr Zuflucht gefunden hatte. Eure Sicherheit war also nichts weiter als eine Illusion. Nun liegt es an euch mir zu zeigen ob in dieser gebrochenen Erscheinung die ihr nun seid, noch soviel Würde steckt das ihr euch euren Schicksal stellt. Ihr werdet niemals wissen wann und wo, doch seid euch gewiss niemand kann sich vor mir verbergen. Ich bin zurückgekehrt um Azeroth im Feuer zu reinigen. Diese Welt und all ihre Magie gehört den Hochgeborenen allein.

Gezeichnet
Highlord
Eldri…

Bevor seine Lippen leise den Namen zuende sprachen waren sie bereits gelähmt vor Entsetzen und das Schriftstück glitt wie ein fallendes Herbstblatt aus seinen erstarrten Händen. Sein leichenblasses Gesicht mußte mehr als verstörend wirken. In all der Zeit hatte Sevotharte seinen Wohltäter der ihn wie einen Vater behandelte niemals so gesehen. „Shan’do..was steht in der Botschaft?“ Es dauerte einige Augenblicke bis sich Zohar soweit gefasst hatte das seine Stimme wieder zu Worten fähig war. „Ich muß unverzüglich aufbrechen. Es gibt etwas was nur ich erledigen kann. Ich muß nach Silvermoon reisen“ Immer noch waren seine Worte stockend und klangen in Gedanken. „Dann werde ich euch begleiten Shan’do! Alleine schafft ihr es nie durch die östlichen Pestländer. Selbst die Wildtiere sind mittlerweile wahnsinnige Monster dort. Was immer ihr in Silvermoon tun wollt, ich beschütze euch!“ Sevotharte war fest entschlossen und dies war es auch schließlich was es Zohar versagte ein Nein auszusprechen. Die Argumente die er vorbrachte waren schlüssig, zumal wenn Eldrion von ihm wußte, dann wußte er auch zweifelsohne von Sevotharte. Die Gefahr bestand also durchaus das auch er Ziel des Zorns des Prinzen wurde wenn er hier alleine zurückblieb. Auch wenn der Gedanke den noch sehr unerfahrenen jungen Elfen mitten ins Herz des neuen Blutelfenreiches mitzunehmen ihm sichtlich missfiel, nickte er schließlich bestätigend. Als sie das Nötigste wie auch ausreichend Proviant zusammengepackt hatten, machten sie sich unverzüglich auf ihre beschwerliche Reise anzutreten…in eine für sie nun fremde Heimat und ungewisse Zukunft…

Drei Tage nun waren sie bereits auf See. Die Wellen brachen gleichmäßig und ruhig am Bug des Schiffes und der Himmel war bis auf wenige Wolken strahlend blau mit einer angenehmen Brise. Nichts deutete daraufhin das vor nicht einmal 1 ½ Tagen das Schiff kurz vor dem Kentern stand, als es sich beim Passieren des Maelstroms durch meterhohe Wellen und einen unvergleichlichen Sturm kämpfen mußte. Auch wenn sich Bloindil und die Zwergekrieger aus Menethil in einigen Ansichten wie, z.B. was das Fliegen betraf, deutlich unterschieden so teilten sie jedoch gleichermaßen den Gedanken das sie in den letzten Tagen zuviel Wasser gesehen und erlebt hatten um in naher Zukunft nochmals darauf Wert zu legen. Rhada hatte hingegen nahezu die gesamte Reise regunglos auf eine der Transportkisten sitzend in Meditation zugebracht. Nur zu den gemeinsamen Mahlzeiten wie auch kurzweiligen Besprechungen mit ihren Reisebegleitern verließ sie ihren Platz. Obwohl der Than des Sturmgreifen Klans wußte das sich seine Kräfte des Schamanismus jenen der Druiden sehr ähnelten, konnte der Zwerg in ihm nicht verstehen wie man in all der Zeit und unter solchen Bedingungen so ruhig bleiben konnte. Ayures hingegen bot das andere Gegenstück. Seit sie den Hafen von Menethil vor drei Tagen verlassen hatten, stand der Paladin nahezu die ganze Zeit in der Nähe des Steuermannes und suchte mit konzentrierten Blick den Horizont ab. In all der Zeit seitdem hatte er nicht mehr als 4 Stunden geschlafen. Die Anspannung und Sorge um das was wohl in diesen Augenblick in Theramore geschah hielten ihn wach, wie die meisten anderen Passagiere des Schiffes wohl auch. Kaum einer wagte sich auszumahlen was sie vorfinden würden wenn sie Theramore nun endlich oder womöglich zu spät erreichen würden.

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