Chapter 4: The Art of War

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Zu oft schon hatten die Sonnengöttinen und Mutter Mond ihre Plätze am Himmel getauscht als das Zohar noch mitgezählt hätte wieviele Tage verstrichen waren. Ungeachtet davon blieb kaum Zeit die Augen lange auf dem Himmel zu richten. Spätestens als sie das Nordgebirge des Hinterlandes hinter sich gelassen hatten und über den Pass von Caer Darrow in die östlichen Pestländer gelangten, erkannte der einstige Hohepriester wie sehr sich das Land seit seiner Zeit gewandelt hatte. Aus den einst grünen Wäldern Nord-Lorderons, die von ihrer Beschaulichkeit und Schönheit einst nur durch den Eversong übertroffen wurden, hatten sich in ein verrottendes Zerrbild ihrer selbst verwandelt. Wo einst noch mächtige Nadel- und Laubbäume ihre Zweige in den blauen Himmel reckten um ihr weitreichendes Grün mit Sonnelicht zu nähren, erstreckten sich nun missgestaltete verkümmerte Gewächse. Kaum war noch einer von ihnen als Baum zu erkennen. Viele waren in sich verdreht und zeigten Pilzartige Geschwüre an ihren Stämmen die sie langsam auffrassen. Das Grass des Bodens war verdorrt oder verfault und bildete einen braunen sumpfigen Teppich zwischen den entstellten Bäumen. Nahezu alle Flüsse die Zohar noch aus seiner früheren Zeit kannte, waren verdorrt und wahnsinnige Wasserelementare wie auch mutierte einstige Waldbewohner, zogen ziellos zwischen den Knochenbergen hin und her welche sich in den trockenen Flussbetten befanden. Unverständlich schien wie all dieser Schrecken seinen jungen Begleiter nicht erschüttern konnte. Wie auch? Der junge Sevotharte hatte dies verfluchte Land, indem die Toten niemals schlafen, einst ganz allein durchquert um die relative Sicherheit Quel’Danils zu erreichen.

Manches Mal während dieser langen Reise beobachtete der einstige Sonnenpriester seinen Schützling und fragte sich insgeheim, wieviel der Anblick dieses Grauens hier wohl von seinem guten Herzen verschlungen hat. Oft mußten sie sich für einige Stunden zwischen Felsen oder hinter verdorrten Bäumen verstecken um den zahllosen marodierenden Patroullien zu entgehen. Zur beidiger Überraschung handelte es sich hierbei nicht nur um die geistlosen Aasfresser des Lich Königs sondern auch nicht selten um schwer bewaffnete Menschengruppen in roter Rüstung. Zuerst dachte Zohar das es sich dabei um Überlebende Ritter Lorderons handelte, doch Sevotharte hielt ihn rechtzeitig zurück um ein Entdecken zu verhindern. Wie ihm sein Schützling eröffnete, während sie einen anderen Weg durchs verfaulte Unterholz einschlungen, waren diese Menschen wirklich Überlebende Lorderons die nun ihr einstiges Reich zurückfordern. Anders als die Menschen die Zohar einst kannte, so waren diese jedoch feindseelig und sahen in allem und jeden einen Diener Arthas. Auch Sevotharte konnte ihm nicht viel über diese eigenartigen Fanatiker erzählen, nur das sie sich wohl der Scharlachrote Kreuzzug nannten und anscheinend gegen alles und jeden im zerstörten Lorderon Krieg führten. Wie sie es solange geschafft hatten gegen die endlosen Horden der Geißel zu bestehen war beiden ein Rätsel, doch fanden sie mehr als einmal Spuren am Wegesrand die deutlich zeigten das diese Gruppe auch die eigener Art töteten in ihrer Paranoia vor der untoten Seuche.

Erst als sie das Grenztor des thalassischen Passes hinter sich gelassen hatte und die ersten Ausläufer des einstigen äußeren Königreiches oder Blackend Wood erreichten erlaubten sie sich eine kurze Rast. Auch wenn auf den ersten Blick Quel’Thalas nicht so entstellt schien wie Lorderon, mußte Zohar seine Meinung bald revidieren. Die Geißel hatte auch hier ihre volle unheilige Natur walten lassen. Flora und Fauna schienen gleichermaßen nur noch Schatten ihrer früheren Selbst zu sein. Jene Lebewesen gleich welcher Art die nicht bereits zu den hirnlosen Wiedergängern der Geißel zählten, waren durch die Seuche wahnnsinig geworden und ebenso eine Bedrohung wie die Untoten selbst. Jeder Meter den sie über unnatürliches dunkles Grass und zwischen weißen blattlosen Bäumen hinter sich ließen, sorgte dafür das Zohar wie das ganze Ausmaß erkannte was hier geschehen war. Nie hatte er an den Berichten der Flüchtlinge gezweifelt, doch konnte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht den Schrecken der Realität vorstellen denen er hier begegnete. Innerlich wuchs die Scham seiner Bürden ins Unermeßliche. Wieviel Leben hätte er hier retten können? Wieviele wären keines unaussprechlichen Todes gestorben, wäre er nur hier gewesen und nicht damals ins Exil gegangen. All diese Gedanken zerrten sein Gewissen unweigerlich tiefer in den gähnenden Abgrund und fügte ihm eine weitere Last auf seine Schultern hinzu. Doch verblassten der tosende Sturm seines Selbstzweifels als er und sein junger Begleiter die wohl markanteste Veränderung des Landes erreichten. Eine gewaltige Presche teilte das geschundene Land in zwei Hälften. Während der Anfang unweit von ihnen aus einer mächtigen Geißelbefestigung zu kommen schien, war das Ende dieser Narbe im Gesicht Quel’Thalas nicht absehbar. Todesschneise...das war es wie viele der Flüchtlinge diese Entstellung ihrer Heimat genannt haben. Dies war der Pfad den der verfluchten Menschenprinz Arthas mit seinen Horden untoter Schrecken einschlug um Quel’Thalas niederzuwerfen. Selbst jetzt nach 6 Jahren waren die Spuren unverkennbar. Die Erde innerhalb der Schneise war jenseits aller Regeneration und zahllose Untote aller Art wateten durch den fauligen Schlick in stummer Erwartung auf die Stimme des Lich Königs der ihnen Befehle gab.

Es dauerte eine Weile bis Sevotharte einen Stelle für sich und seinen Shan’do fand um dieses Mahnmal des Todes zu passieren ohne sämtlichen Untoten des Ortes zu alamieren. Zohar folgte ihm stumm, weil er wußte das diese Wälder nicht mehr die waren die er einst kannte. „Shan’do Zohar, wir sollten den Weg westlich der Schneise nach Norden folgen. Die Truppen der Geißel sind in den zerstörten Dörfern versammelt und hier werden wir soweit wie möglich auf keine Blutelfen oder Verlassene treffen, vor denen ihr euch sorgt.“ Ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten glitt der junge Weltenwanderer geschmeidig wie ein Schatten zwischen den Bäumen hindurch und Zohar hatte nicht selten Probleme mit ihm Schritt zu halten. Etwas machte ihn stutzig. Für jemanden der schon seit einigen Jahren nicht mehr hier war, kannte sich sein Schützling den er wie einen Sohn großgezogen hatte, sehr gut aus in diesen unheimlichen Wäldern....zu gut. Auch seine Formulierung lies Misstrauen in ihm keimen. „Keine Blutelfen oder Verlassenen, vor denen ich mich sorge..“ leise flüsternd sprach er diese Worte nach. Es klang das Sevotharte anscheinend keine Furcht hatte auf diese zu treffen. Er behielt jedoch seine Zweifel für sich, denn er war sich gewahr das er ohne seinen Ziehsohn nicht aus diesen verwunschenen Wald finden würde. Nachdem sie es geschafft hatten das Dorf Windrunner, benannt nach der tradititionellen stolzen Waldläufer Familie, sicher hinter sich zu lassen, erreichten sie den kleinen Seitenarm des Elrendar Flußes. „Es ist nicht mehr weit Shan’do. Bald haben wir die Geisterlande hinter uns gelassen und erreichen den Wald von Eversong. Wir sollten hier Rast machen und uns vorbereiten.“

Still nickend nahm Zohar die Feldflasche entgegen die ihm der junge Elf reichte und nahm einige Schlucke daraus. Während Sevotharte ein Lagerfeuer entfachte, wanderten seine Augen auf die umliegende Region. Geisterlande...ja ein treffender Name für diesen Ort. Das Seuchengift der Geißel hatte diesen magischen Wald ebenso korrumpiert wie die Wälder Lorderons. Jetzt glichen die einst magisch veränderten alabasta-farbenden Bäume ohne ihr grünes Blattwerk, mehr Skeletten wie Bäumen. Vermutlich hatte die Präsenz der Geißel auch das Wasser des Elrendars oder zumindest des Seitenarms verseucht, so das der gesamte Wald des äußeren Königreichs langsam dahinsiechte, obwohl die Geißel in weite Teile von ihnen nie einen Fuß gesetzt hatte. In einiger Entfernung östlich von ihnen gesehen erkannte der einstmalige Archonen des Sonnentempels vertraute Umrisse eines Gebäudes. Es war eines dessen Anblick er wohl nie hätte vergessen können da dieses ihn stehts an sein Versagen vor 500 Jahren erinnerte. Das Sanktum des Mondes war völlig zerstört und somit auch seine Verteilung arkaner Energie. „So konnte er also wiederkehren,“ flüsterte er leise mehr feststellend zu sich selbst. Sevothartes Augen folgten seinen Blick und er nickte mit einem Hauch Wehmut in der Stimme. „Der Marsch der Geißel kreuzte damals sowohl das Sanktum des Mondes wie auch das des Ostens im inneren Königreich. Die Magister versuchten es bis zuletzt zu halten, aber gegen diesen endlosen Ansturm der Toten konnten sie nichts ausrichten. Ich kenne mich nicht so gut mit diesen Dingen aus aber bin ich mir sicher das der Verlust der beiden Sankten letztendlich auch zum Zusammenbruch der Verteidiung geführt haben. ...Vater sagte mir dies zumindest kurz bevor die Geißel Silvermoon erreichte. ...Selbst Lady Sylvannas konnte sie nicht stoppen.“ Eine Pause folgte und auch wenn Zohar seinen Schützling niemals mit den Tränen habe ringen sehen, wußte er doch um den betäubenden Schmerz den in ihm diese Erinnerungen gerade hervorriefen. Väterlich legte er seine Hand auf dessen Schulter und wollte ein paar tröstende Worte sprechen als er plötzlich eine Veränderung in ihm bemerkte und Sevotharte ihn mit ernsten Blick von unten herauf ansah. „Shan’do Zohar, ist es war das wir noch einen Prinz haben? Einen weiteren neben Prinz Kael’thas?“ Die Frage traf den Priester eiskalt und unvorbereitet. Woher wußte der Junge dies, oder waren es nur Vermutungen? Es dauerte einige Augenblicke bis er sein Zögern überwarf um zu antworten. Spätestens in Silvermoon wäre die Wahrheit wohl unvermeidlich gewesen. „Es ist wahr, Sevotharte. König Anasterian Sunstrider hatte einst zwei Söhne. Prinz Kael’thas ist der jüngere der beiden Thronfolger. Der andere ist...“ Mit einem Mal stieß Sevotharte ihn aufgeregt von sich und blickte ernst wie wohl auch mit einem Funken Wut in den Augen seinen Lehrmeister an. „Dann ist es also wahr?! Wieso wußten wir nichts davon? Wieso habt ihr MIR davon niemals was erzählt. Selbst Vater hat mir niemals was erzählt!“

Auf der einen Seite konnte Zohar gut die Reaktion seines Gegenübers nachvollziehen, doch wußte der Junge nur einen geringen Teil der Wahrheit wie es schien und vielleicht wäre es auch zuviel gewesen alles zu offenabren. ..zumindest jetzt. „Du warst damals noch nicht geboren, Sevotharte. Dein Vater hatte allen Grund dir nichts davon zu erzählen, denn jenen anderen Prinzen gibt es schon lange nicht mehr auf dieser Welt. ...Er wurde einst verbannt.“ Das bedauernde Sinken seiner Stimme während den letzten Worten schien der junge Weltenwanderer kaum herauszuhören und stieß stattdessen einige Holzscheite des Lagerfeuers in die Glut. Funken flogen in den Nachthimmel hinauf und tauchten Beide in flackernden Flammenschein. „Was hat er getan das er verbannt wurde? Ich kenne die Geschichte gut seit der Gründung unseres Reiches, doch nirgendswo habe ich jemals einen Hinweis über ihn oder den Grund seiner Verbannung gelesen. Es ist als hätte man versucht alles an Erinnerung an ihn zu tilten. IHR wußtet davon und habt tatenlos zugesehen wie Prinz Eldrion verbannt wurde? Vielleicht ist er ja das Licht was uns endlich wieder Hoffnung gibt! Wie konntet ihr es wagen uns diese Hoffnung zu verweigern wie.....wie konntet ihr nur...ihr..“ Die Wut in ihm lies seine Stimme versagen und so konnte er nur mit zornigen wie auch unverständlich fragenden Blick Zohar ansehen. Seine Fäuste zitterten vor Anspannung und es wurde stärker mit jeder Sekunde die ohne Gegenantwort verstrich. Beruhigend versuchte er die Wut aus dem Herzen seines Begleiters zu tilgen und ein beschwichtigendes verständnisvolles Lächeln über seine Frage glitt über sein Gesicht. Er nickte. „Es ist nicht so einfach wie du glaubst junger Sevotharte. Prinz Eldrion er....“ Jetzt war es nun seine Stimme die versagte. Doch nicht Zorn nahm Zohar die Worte sondern die Erkenntnis das er geradewegs einen unsagbaren Fehler gemacht hatte. Woher kannte der junge Weltenwanderer den Namen des Prinzen? Er hatte ihn nie ihm gegenüber erwähnt wie sonst auch keiner der anderen Elfen. Indem Moment wo er erkannte das er nur einer bereits gelegten Spur gefolgt war, versagten seine Knie und er sackte zu Boden ohne Halt. Ebenso konnte er trotz größter Anstrengung kein Wort hervorbringen. Seine Hände umklammerten seinen Hals doch mehr als ein leises Röcheln entglitt nicht mehr seinen Lippen. Gift, aber wie..? Die Gedanken überschlugen sich...die Feldflasche, er mußte ihm wohl etwas eingeflöst haben ohne das er es merkte. Obgleich diese Erkenntnis ihm keinen wirklichen Trost schenkte so merkte er jedoch schnell das man ihn lebend haben wollte, sonst hätte sein Peiniger ihn schnell getötet. Mit weit aufgerissenen Augen fiel der starre Körper Zohars zur Seite. Immer noch konnte er alles wahrnehmen was um ihn herum geschah, doch sorgte das Gift dafür das er nichts tun konnte außer zu sehen und zu hören. Dunkle Lederstiefel traten vor ihm, mindestens 3 weitere Paare konnte er aus den tränenden Augenwinkeln ausmachen. Wer ist das, wer konnte dies sein? Und auch wenn er die Antwort auf die Frage innerlich langsam erkannte, wollte er sie bis zum letzten Augenblick verleugnen. Sevothartes Stimme zerriss die beunruhigende Stille und Zohar hörte wie sein verräterischer Schüler sich wohl hinkniete. „Anu belore dela’na, Waldläufer General Eranador Cloudwalker. Wie versprochen, habe ich euch den Verräter gebracht, damit er gerecht bestraft werden kann.“ Nach einer kurzen Stille ertönte eine zweite wesentlich erwachsenere Stimme. Sie klang hart und rau wie die eines erfahrenen Soldaten oder Kriegers. „Selama ashal'anore, junger Snowblood. Euer Vater wäre sicherlich sehr stolz auf euch, wenn er euch nun sehen könnte. Ich werde euren Einsatz für euer Volk und für die Sin’dorei, Lord Eldrion hervorheben. Vielleicht gewährt er euch sogar die große Ehre euch uns zu beweisen um eines Tages an unserer Seite kämpfen zu dürfen.“

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