Chapter 5: Yggdrassil, the Crown of Wisdom

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„Sie ziehen sich zurück!“ Aber Ayures Freudenrufe kamen verfrüht, als sich eine neue Gestalt durch die zurückweichenden Oger schob. Sie war ebenso groß, aber besaß eine blaue Haut und eigenartige Tätowierungen auf dem ganzen Körper. Am verstörensten wirkte jedoch der zweite Kopf mit einem Zyklopenauge. In seiner rechten führte der Ogerschamane ein Doppelbeil so spielerisch leicht als wäre es aus Luft. Blutrünstig wirkten die drei Augen die sich nun auf die Gruppe richtete. Doppelköpfige Oger waren eine besonders mächtige Erscheinung. Im zweiten großen Krieg hatte Gul’dan, der oberste Hexenmeister des Schattenmondrates diese Wesen eigenhändig erschaffen. So wurde es möglich das die stärksten Zerstörer der Horde nun auch in der Lage waren Magie in seinen Grundsätzen zu verstehen, gleich ob jene der brennenden Legion oder der Elemente. Diese Oger verbanden die rohe Gewalt ihrer Rasse mit der der Elemente. „Ich euch zerquetschen wie Insekten. Das sein Gordunni Gebiet und ihr sein Essen!“ grunzten die zwei deformierten Schädel in vernehmlicher Eintracht und ließen sofort den Worten Taten folgen. Das Beil fuhr mit entsetzlicher Kraft nieder und zerteilte mühelos den Baumstamm auf denen Rhada und Ayures gerade noch gestanden hatten. Nur durch einen beherzten Sprung konnten sie der groben Klinge entgehen. Laut brüllend warf sich der andere Ogerkopf herum und öffnete seine linke Hand. Ein Flammenstoß entglitt ihr urplötzlich und versenkte den Baum hinter den Bloindil sich verschanzte. Gleich ob dieses Wesen doppelt so klug war wie seine Artgenossen. Über die Dummheit eines verfrühten Sieges zu jubeln half ihm das nicht und während der blaue Koloss triumphierend auf seine Brust schlug und brüllte, nutzten sie dies zu ihren Vorteil. Vor allem der Than des Sturmgreifenklans warf all seine Fähigkeiten in den folgenden Angriff. Ein kurzer Blick zu Groar genügte und sein tierischer Begleiter stürzte sich auf die ungeschützten Beine des beleibten Schamanen. Die blanke Urgewalt des Wildtiers beim Aufprall lies den Riesen wanken und als die rasiermesserschafen Eckzähne des Ebers blutige Fetzen aus den Knien des Oger rissen, brüllte die Kreatur nun nicht mehr aus Triumph sondern vor Schmerzen. Blitzschnell hechtete Bloindil aus der Deckung des Baumes und sprang über die dicken Wurzeln selbiges hinweg in die Höhe. Die Distanz war zu kurz um einen Schuß abzufeuern, aber was wäre er für ein Zwerg wenn er dies nicht prakmatisch lösen könnte? Noch während des Sprungs drehte er seine Flinte in den Händen und schlug mit dem massiven Eisengriff mit voller Wucht zu. Der Zwerg legte seine gesamte Kraft in diesen Stoß und das laute Knacken von Knochen und das Spritzen von Blut seines Kontrahenten zollten dem Tribut. Wie ein durchgebrochener Blumenkelch knickte der rechte Kopf des Ogers um und pendelte leblos gegen die Brust. Für den verbliebenden linken Kopf war die ungewohnte Kontrolle über den gesamten Körper wohl zu fiel und krachend stürzte er zu Boden. Ohne in seiner Bewegung zu bremsen landete der Than des Sturmgreifenklans auf der sich schwer hebenden Brust des Ungetüms und richtete seine Flinte direkt in das Gesicht des verdutzten Schamanen. „Das nächste Mal muß die Horde wohl weit mehr von euch zusammenschmelzen um einem Zwerg gefährlich zu werden. Ich zeige dir wie elementares Feuer aussieht, Bestie!“

Der laute unverkennbare Donnerknall Bloindils Flinte beendete die Existenz dieses unheilvollen Geschöpfs endgültig. „Das war unglaublich, Bloindil!“ Ayures Jubel schien sogar dem sonst so stämmigen Zwerg eine leichte Schamesröte unter den dichten Zwergenbart zu entlocken, dieser winkte aber ab und nickte Rhada auffallend zu. „Ich muß mich wohl eher bei dem Spitzohr bedanken. Für eine Nachtelfe hat sie gute Vorarbeit geleistet.“ Das breite herausfordernde Grinsen was sich dabei auf sein Gesicht zeigte, verhüllte die angedachte Provokation kaum, aber zum wiederholten Ärgers des Thans ging die Erzdruidin nicht darauf ein und wandte sich stattdessen um. „Wir sollten nicht hier bleiben. Es werden mehr Oger kommen. Wir sind fast da, die vergessene Küste ist nahe.“ Leise knurrend strich Bloindil bei ihren Worten über seinen tierischen Begleiter. Insgeheim liebte er es sich mit Rhada zu streiten, was wohl eine Form von Respekt bedeutete. Umso mehr ärgerte es ihn wenn sie ihn so wie jetzt scheinbar nicht beachtete. Andererseits war der lebenserfahrene Zwerg aus Dun Garok lange genug mit seinen Begleitern gereist um zu wissen, das es wirklich wichtig war, wenn sogar die Druidin nicht mehr auf seine Sticheleien einging. So oder so erwartete sie in der Festung Feathermoon erstmals seid langen wieder ein festes Dach über den Kopf und womöglich ein schnelleres Transportmittel als ihre eigenen Füße. Allein dafür beschleunigten sich die Schritte ihrer alle schmerzenden Glieder, bis sie kaum eine Stunde später die Klippen Feralas erreicht hatten. Vor ihnen fiel das Land steil ab und erstreckte sich über einen mehrere hundert Meter breiten steinigen Strand. Einige Wildtiere jagten nahe des Meeres Fische und andere kleine Tiere die sich in den Gezeitenbecken am Strand gesammelt hatten. Nach einigen Minuten fand auch die kleine Gruppe einen Möglichkeit zum Abstieg und erreichten wenig später einen großangelegten Nachtelfenpier, sowie ein vor Anker liegendes Schiff. Beim Anblick Rhadas salutierten die zwei Schildwachen respektvoll und geleiteten die Gruppe an Bord des Schiffes.

Die Strecke die es dabei zurücklegte war relativ gering. Zu einer wärmeren Jahreszeit wäre es vermutlich ohne Probleme möglich gewesen einfach zur Insel, auf der sich die Festung Feathermoon bestand, rüber zu schwimmen, ....aber spätestens als sie den Süden der Insel umfuhren, erkannten die Drei den Grund des Schiffes. Naga. Überall am südlichen Ende der Insel waren sie. Die serpentinen Schlangenwesen bewegten sich wie lautlose Schatten durch größere Ruinen die wohl früher ebenfalls zu einer Nachtelfenstadt gehört haben mußten. Auch die Naga schienen das Schiff zu bemerkten und Ayures fühlte wie sich in diesen Moment wohl unzählige bösartigen Augenpaare mit schmalen Schlitzen auf sie richteten. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihm auf und die Vorahnung das die Reise doch nicht leichter werden würde beschlich ihn wie ein schlechtes Omen.

Der Wind der an die raue zerklüftete Küste von Feralas prallte sorge für einen konstanten Strom welcher die Siegel des Schiffes beständig füllte und es weiter bewegte. So sahen sie die zerfallene Nachtelfenstadt nur wenige Minuten ehe das Schiff wendete und den Norden der Insel ansteuerte. Bereits von weitem konnte man durch das Dickicht des kleinen Waldes erste Gebäude erkennen und wie alle Drei schnell erkannten stand die Festung Feathermoon in ihrer Größe weder Astranaar noch Auberdine nach. Die Fahrt wurde langsamer und an einem großen hölzernen Pier wurden schließlich die Anker ausgeworfen und das Schiff vertäut. Die beiden Schildwachen, welche die Gruppe am Strand empfangen hatten, führten ihre Besucher unverzüglich von Bord des Schiffes durch die Straßen der Festung bis sie vor einem größeren Gebäude stehen blieben. „Ehrwürdige Erzdruidin, Generälin Feathermoon erwartet euch und eure Begleiter bereits. Bitte tretet ein.“ Mit einer kurzen Verneigung unterstrichen die beiden Wachen diese Aufforderung wortlos und deuteten auf das Gebäude. Sowie die kleine Gruppe selbiges betrat klang ihnen eine freundliche aber auch feste Stimme entgegen. „Inshu alah, Herrin Rhada.“ Eine augenscheinlich junge Blutelfe in schwerer Plattenrüstung trat den Dreien entgegen. Sie hatte wie Rhada selbst ein leichten violetten Hautton und trug zwei Tätowierungen über den Augen die an die Flügel eines Raben erinnerten. Schulterlanges blau-grünes Haar umrahmte das jugendlich wirkende Gesicht. Wie selbstverständlich verneigte sich diese Nachtelfe tief vor der Gruppe, so das Ayures und Bloindil erst nicht glauben konnten das es sich hier im Generälin Shandris Feathermoon von den Schildwachen handelt....aber dann bemerkten sie das sie sich nicht vor ihnen verbeugte...sondern einzig und allein vor Rhada. Bloindil raunte durch seinen mit Knochen geschmückten Bart etwas leise in Ayures Richtung. „Es scheint das unsere geschätzte Druidin doch wohl mehr ist als wir dachten, mein Freund.“ Der Paladin nickte nur stumm und beobachtete was folgen würde. Rhada selbst lächelte dezent und deutete ebenfalls eine Verbeugung an. Während sie das tat überlegten ihre Reisegefährten was sie eigentlich von ihr wussten...und das war nicht viel. Aber diese kleine Darbietung vor ihren Augen lies keinen Zweifel offen das die Erzdruidin wohl sehr großen Einfluss unter ihresgleichen besaß...vielleicht sogar so groß wie die Hohepriesterin Elunes Tyrande Wisperwind selbst.

Doch die Zeit drängte und auch auf die Gefahr das die Generälin dies als unhöflich empfand platzte der junge Paladin mit seinem Anliegen hervor. „Milady Feathermoon, verzeiht meine direkte Frage. Aber uns bleibt wenig Zeit. Wir sind auf dem Weg nach Auberdine um der Allianz von einer neuen Bedrohung zu berichten und dies so schnell wie möglich. Wir hatten gehofft das ihr uns ein Transportmittel geben könnt mit dem wir schnell weiter reisen...ein Schiff oder womöglich die legendären Hippogryphen die euren Volk dienen. Wir...“ Ein scharfer bestimmender Blick seitens Shandris schnitt ihm im Wort ab und ihre silbernen Augen begannen den Menschen genauer zu mustern. So genau das dieser schwer zu schlucken begann. „Das ist ein großes Anliegen was ihr habt, Menschn...“ ihr Blick fiel kurzzeitig auf Rhada die ihr stumm zunickte. „Aber da euch Rhada persönlich begleitet vertraue ich euren Worten. Leider sind derzeit all unsere Hippogryphen mit meinen Schildwachen unterwegs und fliegen ihre Patroullien in Feralas sowie im Süden der Insel Sardor ab. Sie dürften in Kürze wieder hier sein und ich will euch drei von ihnen geben damit ihr Auberdine schnell und sicher erreichen könnt. Allerdings möchte ich gerne wissen welche Bedrohung das ist von der ihr spracht. Wenn sie euch zu solcher Eile anhält ist sie womöglich auch eine Bedrohung für unser Volk.“ Mit der Hand gebot sie ihren Gästen sich auf einigen steinernen Bänken zu setzen. Alles zu erklären würde kostbare Zeit nehmen, aber da sie ohnehin auf die Flugreittiere warten mußten bemühte sich Ayures alles so zu berichten wie es sich zugetragen hatte.

Nachdem seine Ausführungen geendet hatten, war die Generälin verstummt und wieder suchten ihre ungläubigen Blicke jene der Erzdruidin. Diese nickte wiederholt wortlos und es dauerte einige Momente ehe Shandris wieder Luft zum sprechen bekam. „Hochgeborene? Und sie haben Theramore fast ausradiert?! Bei Elune, diese Dämonen in Elfengestalt wollen selbst nach 10000 Jahren nicht ihren Wahnsinn einsehen. ....Aber nun wo ihr mir dies berichtet habt...ja..das ergibt einen Sinn...“
Diesmal war es Rhada die sich zu Wort meldete. „Was meinst du damit Shandris?“
Die direkte Ansprache wäre wohl bei jedem anderen Nachtelfen bitter aufgestoßen aber es schien fast als würden sich die beiden Elfen schon ewig kennen, weshalb die Generälin Rhada den Wegfall ihres Rangs nicht missbilligte. „Ihr habt es doch gesehen als ihr mit dem Schiff hierher gereist seid. Im Süden dieser Insel liegen die Ruinen der Nachtelfenstadt Solarsal. Seit einigen Monaten hat sich ein ganzes Batallion von Naga dort eingenistet. Sie scheinen von der Insel des Schreckens südlich von hier zu stammen. Bis jetzt behielten sie es sich vor die Ruinen für sich zu beanspruchen aber seid einigen Tagen greifen sie uns durch den Wald wie auch zur See direkt an. Mit jedem Mal werden ihre Angriffe stärker und dieser Narr Staghelm blockiert Lady Tyrandes Willen uns Verstärkung zu schicken.Das ist deshalb so eigenartig weil meine Späher mir vor einigen Tagen von einigen Blutelfen und Verlassenen berichtete die den Pass nach Desolace nahmen. Kurz danach begannen die Angriffe der Naga. Ich vermute es besteht ein Zusammenhang. Aber mit den Angriffen dieses verdammten Naga Warlords Shalzaru sind uns die Hände gebunden. Wir können können keine Schildwache oder sonstigen Mann entbehren. Selbst die drei Hippogryphen die ich euch geben werde können wir eigentlich nicht entbehren. Aber wenn es stimmt was ihr berichtet habt dann braut sich wesentlich größeres Unheil zusammen und womöglich sind die Naga hier nur ein Teil davon.“

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