Chapter 5: Yggdrassil, the Crown of Wisdom

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Seine Fingerspitzen erreichten endlich kühles Nass und schöpften klares erfrischendes Wasser um den Angstschweiß von Gesicht und Stirn zu spülen aber auch um Durst und Schmerz zu stillen. Das klare Wasser tat seinen geschundenen Gesicht gut, nahm augenblicklich ein Teil der Betäubung aus seinen Gesichtszügen. Ein verschwindend geringer Hauch von Erleichterung keimte in ihm auf nur um im nächsten Moment unter der Faust der Sin’dorei zermalmt zu werden. „Nein....bitte nicht..nicht das...“ Die ganze Zeit seit seiner Reise nach Quel’thalas hatte er sein Gesicht nicht mehr im Spiegelbild gesehen, darum wußte er nicht ob das was er nun ertragen mußte ein Nebeneffekt seiner Reise oder zynisches Spiel seiner Peiniger war. Im Wasser des kleinen Gebirgsteichs blickten ihn nicht mehr die gewohnt saphir blauen Augen an welche er seit seiner Geburt besaß, sondern zwei ewig grün brennende Abgründe, die das Zeichen von Teufelsmagie deuteten. Es war als würde ihn Prinz Eldrion persönlich mit seinem Gesicht als Maske verspotten. In diesen Moment war sich Zohar sicher das Kael’s älterer Bruder mehr mit ihm angestellt hatte als es der erste Blick zeigte. Die Gedanken überschlugen sich in seinen Kopf und lenkten seine Aufmerksamkeit weg von der bitteren Farce seines neuen Antlitzes. So schrecklich die vergangenen Tage und Wochen auch gewesen waren, so hatte er doch mehr als genug erfahren um zu wissen das die Horde und Allianz gewarnt werden mußte. Da die Horde ihn wahrscheinlich nicht beachten oder als Hochelf versuchen würde zu töten, blieb nur die Allianz über den Irrsinn zu warnen der sich bei ihren einstigen Bündnispartner zusammenbraute. Stormwind...irgendwie mußte er Stormwind und Ironforge erreichen. Der Wildhammer Klan könnte ihn hierbei helfen und Falstad Wildhammer könnte nicht nur helfen die Anführer der Allianz zu überzeugen sondern vielleicht besaßen die schamanischen Kräfte der Hügelzwerge auch eine Möglichkeit ihn von diesen fürchterlichen Makel der Teufelsmagie zu befreien.

Neuer Mut vertrieb die dunklen Gedanken die eben noch seine Glieder lähmten. Es gab noch Hoffnung..einen Silberstreifen am Horizont den er nicht verstreichen lassen würde. Er mußte alles daran setzen Aerie Peak zu erreichen und dabei brauchte er Hilfe. Im selben Augenblick erkannte er in einer leichten Talsenke die rostbraune Farbe von Ziegeldächern und in der Sonne strahlend weißen Steins. „Southshore!“ Endlich hatte er einen Anhaltspunkt wo er sich genau im Vorgebirge befand und früher einmal hatte er oft diese beschauliche Stadt der Menschen besucht bei der Durchreise nach Kul Tiras oder Khaz Modan. Wenn nicht alles Glück von ihm gefallen war, gab es noch genug Leute dort die sich an ihn erinnerten. Erstmals seit vielen Tagen erlaubte sich Zohar ein angedeutetes Lächeln und blickte wieder auf die klare Wasseroberfläche um noch einmal sein Gesicht zu benetzen. Doch hatte der euphorische Anflug ihn eine Tatsache kurzzeitig vergessen lassen welcher nun mit herber Ernüchterung zurückschlug. Seine Augen..diese verfluchten grün brennenden Augen. Egal was er sagen würde, niemand würde ihm zuhören. Nein womöglich würden sie ihn sogar vertreiben oder gar töten weil sie glaubten er sei ein Blutelf. Irgendwie mußte er diese unseeligen Augen verbergen damit seine Worte auch Gehör finden würden, denn alleine könnte er in seinem Zustand unmöglich Aerie Peak erreichen. So riss er sich ein Stück seines Ärmels herunter und verband damit seine Augen, gerade so das er noch einen Spalt sehen könnte aber genug um sie vor den Menschen zu verbergen. Ein stabiler Ast der unweit des Tümpels von einem Baum gebrochen war, diente als Blindenstock und zusätzliche Sicherheit. Es war gewagt und er vermochte sich nicht auszumahlen was geschehen würde wenn die Menschen seine Augen sehen könnten, aber es war zu spät um Angst davor zu haben. Unzählige Leben waren in Gefahr und womöglich war er der einzige der die Völker von Azeroth warnen konnte. So machte er sich, nachdem er den Sitz der Augenbinde nochmals üperprüft hatte auf den schmalen Trampelpfad zu folgen der ihn direk auf die Häuser der kleinen Stadt zuführte. Nicht ahnend das jeder seiner Schritte seitdem er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte von 6 kalten grün brennenden Augen beobachtet wurde.

In einiger Entfernung auf einem erhöhten Plateau begutachteten, Waldläufer General Eranador, Hohepriesterin Kydaleen und der Anführer der Sin’dorei den Verlauf ihres neusten Schachzuges. Fast schon sanft anmaßend strich Eldrions Hand über den Hals seines Teufelsrosses als er die Zügel in Richtung Kydaleen leicht wendete. „Weckt die Saat erst wenn er das Zentrum von Southshore erreicht hat. Ich will die maximale Wirkung entfaltet sehen. Das wird ein äußerst interessantes Experiment was für zukünftige Versuche mit Sklaven und Infiltratoren sehr nützlich sein könnte.“ Kydaleen lächelte kühl und bestätigend während ihr verhülltes Gesicht in der Ferne den Schritten ihrer unbewussten Marionette folgte. „Ja mein Lord. Auch ich bin sehr gespannt auf seinen Gesichtsausdruck und seine Gedanken wenn er merkt was mit ihm wirklich geschehen ist. Aber ihr habt noch mehr im Sinn, nehme ich an?“ Ein dämonisches Lächeln glitt über Eldrions kalte Gesichtszüge, bei ihrer Äußerung. „Wie ich sehe könnt ihr sogar in Gedanken sehen ohne sie wirklich zu lesen. Ihr habt recht. Der Tod wäre ja für meinen ehrenwerten einstmaligen Shan’do eine Erlösung. Nein..ich werde ihn auf eine Art und Weise vernichten die schmerzhafter als jede Klinge und jeder Zauber ist. Erst wenn seine Seele..die Reste seiner kümmerlichen Existenz gebrochen sind werden wir mit der Neuformung beginnen. Ihn erwartet mehr als nur eine Überraschung in Southshore, wenn sein Verstand zerfällt.“ Dabei blickte der Prinz plötzlich zu seinem zweiten Begleiter. Der Waldläufer General der Sin’dorei nickte stumm als wußte er bereits welche Frage sein Gebieter im stellen wollte. Seine Stimme war karg und prakmatisch wie auch die Wahl seiner Worte. Es passte zu dem leicht vernarbten und Gezeiten zerfurchten Gesicht. Über dem rechten Auge lag eine schwarze Augenklappe und das feuerrote Haar lag in langen Strähnen über die nachtschwarze Rüstung. Noch vor Eldrions Wiederkehr aus dem zwangsläufigen Exil, hatte der erfahrene Weltenwanderer lange Jahre als erbarmungsloser und tödlicher Soldat in den Grenzlanden Quel’thalas gedient. Früher waren es nur die Kehlen der Waldtrolle die seine Klingen durchtrennten...nun jagte sein Schatten und die Weltenwanderer der Sin’dorei jeden der sich dem Urteil des Hochlords oder dem der Hochgeborenen wiedersetzte. Auch diesmal würde er seinen Herrn nicht entäuschen. „Der junge Weltenwanderer Sevotharte Snowblood wurde bereits informiert und befindet sich auf den Weg hierher. Er wird bald eintreffen. ......Ich weiß das er wichtig ist für diesen Versuch, mein Lord, aber ich glaube er hat durchaus Potential einer der unsrigen zu werden als das wir ihn hierfür verschwenden. Würde ein Sklave nicht ebenso brauchbare Ergebnisse erzielen? Und seine Loyalität zu euch hat er bereits gezeigt mit der Auslieferung des Verräters.“

Beschwichtigend schüttelte Eldrion den Kopf und das gewohnte kalte Lächeln kehrte zurück. „Ihr kennt die Gesetze der Hochgeborenen und jener der Order besser wie kaum ein anderer. Es gibt keine persönlichen Sympathien in unseren Reihen. Nur wahre Stärke und der Wille eines Sin’dorei. Wenn der junge Elf tatsächlich dieses Potential hat was ihr in ihn seht, müßt ihr euch keine Gedanken machen. Dann wird er triumphieren. Wenn er jedoch schwach und unbeständig ist, findet er sein Ende wie alle die es nicht wert sind ein Blutelf zu sein. So oder so, er wird seinen Beitrag leisten unsere unwissende Marionette zu brechen. Habt also Vertrauen in die Fähigkeiten des Jungen. Vielleicht ist er ja sowohl in Wort und Tat würdig sich unser Siegel zu verdienen. Wir werden es sehen....“


„Ehrenwerter Herr Zohar! Wie lange ist das nun her seitdem ihr das letzte Mal nach Southshore kamt? 10 oder 20 Jahre? Ich hätte nicht mehr geglaubt in meinem Leben noch Elfen aus Quel’thalas zu sehen.“ Das freundschaftliche Schulterklopfen des älteren Mannes unterstrich die unerwartete Freude in seinen Worten und nahm, dem ehemaligen Archon den Großteil seiner Befürchtung kein Gehör zu finden. „Ja das letzte Mal als ich hier war gerade der Krieg gegen die Horde beendet und ich entsinne mich das ihr noch nicht soviel Weisheit in eurer Stimme lag. Es ist wohl viel geschehen seit meinen letzten Besuch, junger Henry Maleb. ..Oder besser gesagt Magistrat Henry Maleb.“ Ein erheitertes Gelächter schlug ihm entgegen während ihm ein Stuhl untergeschoben wurde. „Setzt euch doch. Es gibt soviel zu erzählen. Entschuldigt bitte das die Stadtwachen etwas unhöflich zu euch waren, aber viele von ihnen sind noch sehr jung, kaum aus dem Knabenalter raus. Die Unruhe dieser Gegend läßt ihre jungen Herzen nur zu schnell mit Misstrauen vergiften.“ Zohar runzelte die Stirn. In der Tat wäre sein Auftauchen am Stadtrand von Southshore fast in einem Debakel geendet als eine der Wachen ihm die Augenbinde abnehmen wollte. Nur durch einen glücklichen Zufall das der Magistrat von Southshore den Auflauf bemerkte verhinderte eine unangenehme Enthüllung. Anscheinend bemerkte nun auch der Magistrat seine irrtierte Mimik und antworte prompt. „Als die Horde endlich geschlagen war, hatten viele von uns gehofft das Ruhe in dies Land einkehren würde. Zuviel Blut war auf den grünen Wiesen vergossen worden, aber selbst ohne die verdammen Grünhäute scheint es das viele Seiten ihre gierigen Finger nach unserer Heimat ausstrecken. Das Syndikat, diese Bande von Verrätern der Menschen von Alterac bedroht uns ebenso von Nordosten aus wie die Oger welche die Horde hier zurücklies. Als wäre das noch nicht schlimm genug strömen Untote aus dem Silberwald ein. Wir wissen nicht ob sie zur Geißel oder den Verlassenen gehören. Für mich sehen sie alle gleich aus. Unsere Küsten sind nun die Sammelplätze von Murlocs und eigenartigen Schlangenwesen. Selbst mit der Unterstützung der Zwerge aus Dun Garok ist es schwer hier Fuss zu fassen.“ Viel Unmut lag in Henrys Worten und Zohar war der Letzte der ihn das hätte verübeln können. Die Menschen von Hillsbrad hatten viel in den letzten Jahrzehnten erleiden müßen und durch die ständigen Bedrohungen waren ihre Seelen abgestumpft. Sanftmütig lächelnd beugte er sich vor und obgleich die Augenbinde verhinderte das er seinen gegenüber sah legte er zielsicher seine Hand auf dessen Schulter.

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