Chapter 2: A Lurking Shadow

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„Zeigt ihr mir ein paar Zaubersprüche? Ich will auch Eis regnen lassen wie die Magier in Silvermoon. Dann können wir es das ganze Jahr schneien lassen und im Schnee spielen.“

Solch kindliche Unbeschwertheit mußte etwas ausgesprochen schönes sein, dachte er sich als er die Kinder sprechen hörte. Manchmal hatte sich Eldrion selbst gefragt wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er hier als normales Kind aufgewachsen wäre, anstatt des Königs Sohn zu sein. Er ging in die Hocke um die Blicke der Kinder direkt zu erwiedern und lächelte sanft. „Ich fürchte ich bin heute nicht hier zur Jagt, sondern weil Shan’do Zohar mir etwas beibringen muß.“ Die Kinder kicherten verschmitzt auf.

„Das ist doch langweilig.“ Meinte ein kleines Mädchen zu seiner Linken. „Ja, Zohar will doch immer nur alles beschützen und segnen, das ist doch sooo langweilig. Spiel doch mit uns. Ahhh...“ Eine alte Elfe war aus einem nahegeliegenen Haus gekommen und hatte das Mädchen am Elfenohr gepackt. „Sei nicht so unhöflich zum Prinzen und Archon Zohar. Marsch mit dir ins Haus und hilf deiner Mutter beim kochen. Und ihr anderen auch, hört auf seine Hoheit zu stören, oder ich hole eure Eltern.“ Die zusätzliche Drohung mit dem Besenstiel verfehlte ihre Wirkung nicht und so schnell wie sie kamen verschwanden die Kinder wieder in den einzelnen Häusern oder rannten zum Strand. Bis auf einen kleinen rothaarigen Jungen der neben Eldrion stehen blieb und mit seiner kleinen Hand an seine schwarze Robe griff. „Wenn ich groß bin, werde ich Waldläufer General und beschütze dann euch und Quel’thalas.“ Sanft legte der Prinz seine Hand auf das Haupt des jungen und nickte zustimmend. „Lord Windrunner wird sicher erfreut sein zu hören, das bald ein weiterer mutiger Soldat in seine Reihen aufgenommen wird. Wie ist dein Name?“

„Illifar, Illifar Flameseeker.“ sagte der Junge mit stolz schwellender Brust, dabei versuchte er seine Stimme erwachsener klingen zu lassen.

„Gut Illifar Flameseeker. Wenn du ein großer und begabter Waldläufer geworden bist nehme ich dich in meine persönlichen Dienste auf. Aber vergiss nicht du mußt viel üben damit du mal so gut wirst wie die Familie Windrunner.“ Das Kind jauchzte freudig auf und nickte eifrig, bevor es seinen Freunden zum Strand nachrannte. Eldrion schaute ihm noch eine weile nachdenklich nach und fragte sich wie lange dieser Junge noch eine unbeschwerte Zeit haben könnte, bevor ihn die Last des erwachsen werdens einholte.

„Macht euch keine Gedanken, Hoheit. Das ist nun einmal der Lauf der Dinge und Traditionen. Er wird noch genug Zeit haben ein Kind bleiben zu dürfen, dem bin ich mir sicher.“

„Ich hoffe es für ihn, Shan’do. Die Wildnis ist rau soweit abseits der Hauptstadt und auch wenn die Weltenwanderer ihr bestes geben bleiben die Waldtrolle und Gnolle doch eine beständige Gefahr. ....Aber sagt, warum sollte ich euch heute ausgerechnet hier treffen?“

Anstatt zu antworten winkte Zohar per Handzeichen das er ihm folgen solle. „Ihr wisst ja, mein Prinz, das ich so oft wie möglich in den Grenzlanden umher wandere um jenen meine heilenden Kräfte zu bieten die Tag für Tag so tapfer für unser aller Sicherheit kämpfen. Ich hörte die Bitte einer Frau dieses Dorfes. Ihr Gefährte war östlich vom Dorf Sonnenkrone beim Angeln von Waldtrollen angegriffen worden. Verzeiht meinen Egoismus, aber das war eigentlich der Hauptgrund, warum ich euch bat zum Treffen heute hierher zu kommen.“

In der Tat waren dies äußerst beunruhigende Nachrichten. Die Waldtrolle blieben für gewöhnlich östlich des Elrendars und der Enklave der Weltenwanderer. Wenn sie sich soweit über ihre Gebiete hinaus trauten mußten sie ihrer Sache sehr sicher sein. Besorgnis stieg Eldrion ins Gesicht, während er seinen Mentor zu einem kleineren Gebäude am Rand des Dorfes begleitete. Ein Elf, der Kleidung nach offensichtlich ein Waldläufer, lag nahe der Tür an die Hauswand gelehnt. Deutlich war die stark blutende Wunde an seiner linken Hüfte zu erkennen, die nur durch einen notdürftigen Verband abgedeckt war. Unweit des Verwundeten lag ein Rotluchs im Gras der ebenfalls klaffende Wunden in seiner Seite und über den Rücken hinweg aufwies. ...Wunden von Trolläxten und Speeren.
„Rubian hat mich beschützt so gut er konnte....es waren soviele....wir...,“ sein Atem ging Stoßweise und schwer. Zohar ging neben ihm auf die Knie und legte seine Hand auf die Wunde „Ihr dürft jetzt nicht sprechen. Schließt eure Augen und findet Ruhe, ich werde tun was ich kann.“ Zuerst wollte der Waldläufer noch etwas sagen, nickte dann jedoch stumm und folgte den Anweisungen. Dabei suchte seine Hand den Kopf seines tierischen Gefährten. Es bestürzte Eldrion zu sehen wie sehr die beiden wohl gelitten hatten bevor sie den Trollen entkommen konnten. Zeitgleich war er tief beeindruckt von der intensiven Bindung was Waldläufer als auch ihre Begleiter verbanden. „Gut so, konzentriert euch. Bei der Macht der Sonnengöttinen, eure Wunden sollen heilen. Euer Schmerz soll hinfortgespült und eure Angst genommen werden. Anar'alah belore!”

Ein goldener Schein ging von Zohars Händen aus und breitete sich allmählich über den gesamten Körper des Verletzten aus. Seine Atemzüge wurden kräftiger und das eben noch von Blutmangel gebleichte Gesicht gewann rasch an Farbe zurück. Obgleich das Schauspiel nur wenige Augenblicke dauerte, war es doch nicht minder wundersam. Einst als vor über drei Millenien die erste Allianz zwischen Menschen und Hochelfen gegründet wurde, adaptierten die Hochgeborenen den Glauben an das heilige Licht ihrer Verbündeten. Auch heute noch gab es viele elfische Priester und Paladine welche den Lehren des Lichts folgten. Aber wie so vieles dieser Tage befand sich auch dies im Umbruch, denn immer mehr Kleriker der Hochelfen suchten eine eigene Interpretation des Lichtes und des Glaubens. Durch Zohar hatte diese Bewegung rasch an Form gewonnen. Der Orden der Sonnengöttinen besann sich auf die ursprünglichen Wurzeln der Quel’dorei. So war die Grundannahme das wenn Elune die Göttin des Mondes war, mußte es ebenso mindestens eine Gottheit der Sonne existieren, welcher nun die Hochelfen zugewandt waren. So verschmolz der ursprüngliche Glauben der Hochelfen an eine Göttin, mit den Lehren des Lichts der Menschen und formte den Orden der Sonne. Mittlerweile hatte sich dieser neue Glaube schnell im Volk verbreitet. Auch wenn die Taten wie auch ethische Vorstellungen der Sonnentemplar und Anhänger der Kirche des Lichtes sich sehr ähnelten begann die neue Religion schnell an Oberhand zu gewinnen. Denn sie bedeutete auch ein Stück mehr eigene Identität, und Unabhängigkeit von den Menschen.

Langsam schwand das goldene Licht wieder bis es vollends erlosch. Sofort griff der Waldläufer an seine Hüfte, doch spürte er keinen Schmerz mehr und auch die Wunde war verschwunden. „Wie kann ich euch nur danken, Hohepriester? Ich stehe für immer in eurer Schuld.“
Lächelnd schüttelte Zohar darauf nur den Kopf. „Dankt nicht mir sondern den Sonnengöttinen. Es war ihre Kraft die euch heilte, ich bin nur Träger ihres Willens. Hoffen wir das sie euren tapferen Begleiter ebenso wohlgesonnen sind.“ Als sich der Priester neben dem schwerverletzten Tier ins Gras sinken lies und das Ritual von neuen begann, richtete er dabei sein Haupt und Wort zu Eldrion. „Mein Prinz, dies ist die erste vielleicht auch wichtigste Lehre die ich euch heute mitgeben möchte. Seht ihr dieses Tier? Es hat tapfer und ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben, seinen Herren beschützt. Aus Sicht eines Magiers wäre es nur ein unbedeutendes Tier, aber für diesen Waldläufer hier ist es ein treuer Freund. Es mag manchmal schwer erscheinen, doch wer hat das Recht von uns das Leben gegen ein anderes aufzuwiegen? Hat das Leben dieses Tieres hier weniger wert als das seines Herren? Ich bitte euch diese Frage zu verinnerlichen.“

Mit stummen nicken beobachtete Eldrion das Werk seines Shan’dos, während dieser weiter zu ihm sprach.
„Ich wollte das ihr dies heute seht, weil es zu sehen und zu spüren meist mehr bedeutet als tausend Worte. Erzmagister Thuthdes brachte euch die Kernregel der Magister nahe. Große Macht bedeutet große Stärke. Doch frage ich euch, was nutzt euch große Macht wenn ihr kein Herz und Seele besitzt diese richtig zu verwenden? Es wäre wie ein tobendes Feuer, wild und chaotisch verschlingt es alles in seinen Weg, gleich ob Freund oder Feind. Wenn ihr eines Tages den Thron besteigt, werdet ihr beides brauchen um ein wahrhaft großer König zu werden. Große Macht, aber auch einen starken Willen und gutes Herz um dies richtig einzusetzen. Denkt bitte daran wenn es soweit ist.“

Der Luchs blinzelte leicht und schüttelte sich, als der goldene Schein sich von ihm löste und Zohar erlaubte sich erleichtert durchzuatmen. Man sah es auf den ersten Blick nicht an, aber die Anstrengung mußte wohl sehr groß gewesen sein diese schweren Verwundungen zu heilen. Eldrion stand regungslos hinter ihm, seine Gedanken und Blicke in weite Ferne gerichtet. Die Worte seines Shan’dos hatten sich tief in sein Bewusstsein gegraben. Wie die Erkenntnise von Lord Illidan als auch Erzmagister Thuthdes nahm er dieses Fragment in sich auf und vereinigte es mit den übrigen. Soviele Splitter die zusammen ein klares Bild geben würden. So ruhig die Worte Zohars auch gewesen waren, so stark hatten sie auch auf ihn eingewirkt, denn es zeigte Eldrion das eine Medaillie immer mehr als eine Seite besaß. Nur wenn man etwas aus allen erdenklichen Blickwinkeln betrachten konnte, erkannte man es in all seiner Makellosigkeit und Pracht.

Plötzlich hörte er Schritte hinter sich, die ihn aus seinen Gedanken rissen. Sie klangen schwerfällig und schleppend. In dem Moment wo sich der Prinz umdrehte, brach der verwundete Elf zusammen der von hinten auf ihn zugegangen war. Nach der Rüstung zu urteilen war er eine der Wachen die die Dörfer zusätzlich zu den Weltenwanderern in dieser Region verteidigten. Eine steinerne Trollaxt hatte sich tief durch Stahl und Fleisch in seine rechte Schulter gebohrt. Gemeinsam drehten ihn Zohar und Eldrion auf den Rücken. Die ganze Rüstung war voller Blut und zeigte deutlich das er zuviel davon verloren hatte als das noch Rettung in irgendeiner Form bestand. Mit letzter Kraft formten seine Lippen einige Worte, „Waldtrolle...Sonnenkrone...wir brauchen...Hilfe....,“ flüsterte er leise, ehe er in Eldrions Armen starb.

Nie zuvor in seinem Leben brandete in dem sonst so ruhigen Geist des Prinzen solch ungeahnter Zorn. Wut....nein ein neues Gefühl, grenzenloser Hass verliehen ihm Kraft und nur ein Ziel. Die Monster dafür bezahlen lassen was sie hier angerichtet hatten. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern schwang er sich auf sein Pferd und Riss die Zügel herum. „Shan’do wartet hier bis sich eure Kräfte erholt haben, ich reite zu Sonnenkrone. Sie brauchen jede Hilfe die sie kriegen können.“

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