Chapter 2: A Lurking Shadow

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„Ihr seid doch nicht den ganzen Weg vom Palast bis hierher gerannt nur um mir zu sagen das der Hauptmann mich sucht, nicht wahr?“ Eine Begabung Eldrions schien schon von frühen Tagen an durch Fassaden der Dinge hindurchzusehen wie durch Glas und direkt den Kern zu treffen. Für diese Fähigkeit bewunderte ihn die schüchterne Zofe sehr und sie schüttelte mit leicht roten Wangen ihr Haupt. „Nein Hoheit. Auch der König und die Königin haben nach euch schicken lassen. Ihr wisst ja das die Königin ihr zweites Kind erwartet und sie möchte gerne euch in der Nähe des Palastes wissen.“

Natürlich wollte Eldrion selbst auch bei diesen Anlass anwesend sein. Gleich ob ihm eine Schwester oder ein Bruder geschenkt würde, wäre es doch mal eine willkommene Abwechslung zu den sonst etwas distanzierten Hofpersonal oder dem grimmigen Gesicht Erzmagister Thuthdes. „Richtet bitte dem König und der Königin aus, das ich vor der Abenddämmerung zurück sein werde. Aber den Unterricht mit Shan’do Zohar kann ich nicht verschieben.

Ein hörbares Seuftzen entfuhr ihren Lippen, denn sie wußte genau das der Prinz bereits seine Entscheidung getroffen hatte und jeder Versuch ihm dies auszureden sinnlos war. Er beugte sich von seinem Pferd hinab um ihr Gesicht aus nächster Nähe zu mustern. „Gibt es noch etwas was ihr mir sagen wollt, meine liebe Saldani?“ Sofort schoß ihr bei dieser Frage die Schamesröte ins Gesicht und ihre Stimme begann zu stocken. „Mein Herr, ich....ich habe euch etwas Proviant zubereitet. ..Es ist nichts besonderes, aber vielleicht...nun ja..habt ihr während des Unterrichts ja etwas Hunger.“ Demütigt senkte sie ihr Haupt und hob das sorgfältig geschnürte Päckhen, welches in ein azurblaues Tuch eingewickelt war. Mit einem ebenso respektvollen Verneigen seines Hauptes wie auch einen leichten Lächeln auf den Lippen, nahm Eldrion es entgegen. „Ich bin sicher eure Kochkünste werden mich über den philosophischen Teil, Shan’do Zohars Unterricht, hinweg retten. ...Habt vielen Dank, Saldani.“ Hätte man geglaubt das es kaum noch eine Steigerung zu ihrer Gesichtsrötung gäbe, so hätte mittlerweile selbst ein Rotluchs gegen sie blass gewirkt. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, band er ihr Bündel an den Halfter seines Sattels und riss die Zügel seines Pferdes herum um in den immergrünen Blattwerk Eversongs zu verschwinden. Sie blickte ihm noch lange nach und während sich das Geräusch von gallopierenden Hufen im Walde verlor, presste sie ihre Hände zum Gebet auf die Brust. „Kommt bitte bald und wohlbehalten zurück, Hohheit,“ flüsterte sie leise.

Rasch hatte er die Stadt hinter sich gelassen und setzte zielstrebig seinen Weg nach Süden fort. Vorbei an dem Dorf Morgenluft, passierte er kurz darauf die magische Barriere die durch die mächtigen elfischen Runensteine aufrecht erhalten wurde. Sowohl diese als auch auch der Fluß Elrendar bildete die Grenze zwischen dem inneren und äußeren Königreich von Quel’thalas. Zusätzlich durch Armee der Weltenwanderer, war das innere Königreich durch die Magie des Sonnenbrunnens und der Runensteinen gegen jeglichen Angriff abgeschirmt. Ferner diente dieser nahezu unüberwindbare Wall auch dem Schutz vor der brennenden Legion und erlaubte es den Hochelfen weiter ihren arkanen Forschungen nachzugehen ohne zu befürchten nochmals die Aufmerksamkeit der Dämonen auf sich zu lenken.

In der vegangenen Nacht hatte Eldrion ohnehin wenig Zeit zur Ruhe gefunden. Der alte Foliant den er am Vortag in der Bibliothek fand, entpuppte sich als Schatzhaus des Wissens über die Vergangenheit. Anders als der Titel zunächst vermuten lies war es nur beiläufig eine Abhandlung über den Smaragdgrünen Traum, jene sagenhafte Zwischenwelt, wovon Ysera und der grüne Drachenschwarm das Gedeihen der Natur Azeroths überwachten. Es war mehr ein indirektes Tagebuch über die Ereignise des Kriegs der Ahnen aus der Sicht seines Verfassers. Je mehr der Prinz das Buch studierte, desto mehr entwickelte er eine große Sympathie für die Denkweisen des Schreibers. Illidan Stormrage war weder wahnsinnig noch ein Verräter seines Volkes. Seine Pläne wie er dem Krieg ein Ende machen wollte waren, verwegen und unorthodox für wahr, aber selbst seine engsten Vertrauen waren absolut unfähig sein Handeln zu verstehen. Nicht selten hatte Eldrion während des Lesens verständnislos und empört den Kopf schütteln müßen, über die Torheit von Malfurion Stormrage oder Tyrande Whisperwind. Der erste Druide unter den Kaldorei erhielt all das wofür Illidan so hart an sich arbeitete, ohne sich dessen bewusst zu sein. Schlimmer noch schien der Zwillingsbruder des Verfassers ein solcher Narr zu sein, das er dies in seiner Naivität nicht einmal bemerkte. Die Ereignise die folgten, von Illidans vorgetäuschten übertreten zu Königin Azshara wie der Legion, die entscheidende Schlacht an den Ufern des Quells der Ewigkeit und schließlich die Erschaffung des neuen Quells der Ewigkeit auf dem Berge Hyjial, waren aus Eldrions Sicht nur die logische Folge aus der blinden Ignoranz der niederen Kaldorei. Ein Gedanke aus Illidans Manifest brannte sich aber besonders tief in das Gedächtnis des Prinzen. Feuer muß mit Feuer bekämpft werden.

„Sie wußten keine eurer Taten zu würdigen...oder was ihr für sie alles geopfert habt, Lord Illidan. Nicht ihr wart der Verräter...sondern sie..,“ dachte er in Gedanken, als sein Pferd kurz vor Tristessa den Hügel hinabritt und den Weg nach Goldnebel einschlug. Durch die Magie der Elfen, befand sich der Wald von Eversong in einem ewigen Frühling. Es gab keine Jahreszeiten oder Schwankungen der Temperatur,sondern es herrschte ein stehts warmes mildes Klima. Seine Waldbewohner hatten sich bereits vor einigen Jahrhunderten an das konstante Wetter gewöhnt. Die Luft war klar und frisch. Überall fanden sich auf Gras und Blattwerk der Bäume noch der Morgentau, welcher in Verbindung mit der langsam steigenden Morgensonne den gesamten Wald in einen eigenartigen Glanz hüllte. Zwischen den Baumwipfeln hindurch, streifte Eldrions Blick ein Gebäude westlich der Straße. Über der Kuppel des Bauwerks kreisten unablässig eine mechanische Darstellung der Welten die um das Angesicht der Sonne rotierten.

„Das Sanktum des Mondes.“ Erkannte er treffend während Obsidios Hufschlag ihn die Straße nach Westen fort trug. In Quel’thalas gab es insgesamt 5 Sankten. Während die Verteilerkristalle und der Sonnbrunnen selbst dazu verwendet wurden, die Hochelfen mit Magie zu speisen und Silvermoon zu schützen, waren die Sankten auf wichtigen Leyknotenpunkten errichtet. Ley oder auch Arkanströme durchzogen ganz Azeroth, wie Blutgefäße ein Lebewesen. Selbstverständlich gab es auch solche Orte an denen sich diese Ströme kreuzten und in Quel’thalas wurde genau auf diesen Knotenpunkten die Sankten erbaut. Durch ihre Hilfe waren die Hochelfen in der Lage die natürlichen Magieströme nach ihren Willen umzuleiten und zu lenken. Das ermöglichte ihnen beständig ihr Reich nach ihren Vorstellungen zu formen, gleich ob Baum, Straße oder Haus. Der ewige Frühling war ebenso ein Effekt dieser geschickten Manipulation.

Eldrion roch den salzigen Geruch des Meeres in seiner Nase. Goldnebel war ein kleines beschauliches Dorf, welches in unmittelbarere Nähe der Küste errichtet worden war. Anders als im gewaltigen Silvermoon, waren die Bewohner hier bodenständiger...mitunter auch Natur verbundener. Viele von den Familien in diesen Dorf, gehörten sein Generationen den Weltenwanderern an. Manche von ihnen gingen auch sorgloseren Tätigkeiten nach wie dem Fang von Fisch im nahegelegenen Ozean. Um Waldtrolle machte sich soweit im Nordwesten des äußeren Königreiches kaum einer Gedanken. Zul’aman lag am anderen Ende des Landes. Eher machte den Einwohnern eine Bande von marrodiernden Murlocs Ärger, als das sie auf einen Trollangriff eingestellt waren. ....Und genau dies könnte sich als fatal erweisen.

„Ihr seid früher als erwartet, mein Prinz. Ich hätte gedacht das entweder die königliche Garde oder Magister Thuthdes euch versuchten zu hindern, soweit abseits des Palastes Unterricht zu nehmen.“
Er lächelte als er von seinem Pferd abstieg und unweit vor sich, die schwarz-weiße Priesterrobe nahe des Dorfbrunnens erkannte. „Was sie nicht wissen können sie nicht verhindern, nicht wahr Shan’do?“ Zohar lachte herzlich auf und verneigte sich leicht. „Weise Worte mein Prinz. Vielleicht liegt es auch daran das ihr wisst, das Magister Thuthdes seine mahnenden Worte von Unvernunft später an mich richten wird?“ Mit einem ebenso belustigten Schmunzeln verneigte sich auch Eldrion seinerseits. Genau wie Erzmagister Thuthdes hatte der Prinz auch vor Hohepriester Zohar großen Respekt und gerade weil beide so gegensätzliche Denkweisen vertraten, waren sie zu seinen Mentoren ernannt worden. „Nun Shan’do, ihr wart es schließlich der den Ort des Treffens bestimmt hat wenn ich mich nicht täusche.“

„Ich hörte bereits das euer scharfsinniger Verstand, auch den großen Thuthdes gestern in Bedrängnis brachte. Seid nicht zu grob mit dem alten Mann, sonst ist er nachher in seiner Würde gekränkt.“

„Wenn euch Shan’do Thuthdes jetzt hören, könnte wie sehr ihr um sein Wohlergehen besorgt seid, würde er sich sicher auch deswegen aufregen. Schon allein weil ihr auch ihm Mitgefühl entgegenbringt.“

Beide mußten auflachen. Es tat ihm gut sich mit Zohar zu unterhalten, wie auch die Person selbst so war auch der Unterricht des Priester das glatte Gegenteil von dem dogmatischen Methoden Thuthdes. Ein weiterer Unterschied war wohl durchaus das Zohar sich selbst nie als etwas besonderes, sah sondern lediglich als Priester der Sonnengöttinen verstand, während Erzmagister Thuthdes immer wieder auf die Überlegenheit der Magierkaste gegenüber allen anderen beharrte. Noch während Eldrion über die grundsätzlich und dennoch verschiedenen Standtpunkte seiner Lehrer nachdachte, kamen einige Dorfbewohner auf die Beiden zu und verneigten sich tief. Über die Jahre hinweg hatten sich viele Dorfbewohner im äußeren Königreich an die Gegenwart des Prinzen und des Priester gewöhnt. Seine Verbundenheit zu jeden Angehörigen seines Volkes bewunderten auch die Einwohner von Goldnebel sehr. Umso größer war die Freude wenn sie hörten das Zohar wieder im Grenzland unterwegs war, was meist auch mit einem Besuch Eldrions einherging. Er wußte die Kluft zwischen Magistern und Volk zu überbrücken wie selten jemand zuvor. Selbst sein Vater Anasterian schaffte dies nie in solchen Ausmaßen, weil er nicht das Ansehen des Rates einbüßen wollte.

Einige Kinder des Dorfes ringten sich um ihn. „Prinz Eldrion, seid ihr gekommen um die Murlocs zu jagen? Die blöden Fischmänner klauen unseren Eltern immer den Fang.“

„Nein der Prinz und Meister Zohar sind gekommen um die Trolle zu jagen. Die sind viel gefährlicher als die Murlocs.“

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