Chapter 2: A Lurking Shadow

  Seite 5

Ein neuer Tag erwachte und während Elunes goldenes Gegenstück Quel’thalas mit einer woge wärmenden Lichtes aus dem süßen Schlaf riss, war Prinz Eldrion bereits in den Straßen Silvermoons unterwegs um seinen zweiten Shan’do Zohar jenseits der Stadtmauern zu treffen. Anders als Erzmagister Thuthdes vertrat der Hohepriester die Ansicht das man seinen inneren Fokus am besten weit abseits von arkanen Folianten, Schriftrollen und bedrückenden Wänden eines Palastes zu finden vermochte. Eine Ansicht die der Prinz gerne auch öfters für sich entdeckte. Die Straßen der Stadt waren noch relativ leer. Hier und dort bauten bereits einige Händler am königlichen Bazar ihre Stände am Straßenrand auf um ihre Ware feil zu bieten. Sie verbeugten sich tief als sie den Prinzen sahen und einen jeden einzelnen von ihnen begrüßte Eldrion ebenso respektvoll mit einer leichten Verbeugung seines Hauptes. Er zog es lieber vor mitten unter seinem Volk zu sein, anstatt wie von der Königswache oft beanstandet, gut geschützt im Palast zu bleiben. Gerade diese Verbundenheit zu jeder Kaste, brachte dem Prinzen große Sympathien unter Magistern wie auch dem weniger arkanbegabten Volk ein.

Vor allem einen Fremden in diesen Landen fielen zudem wohl stark die großen Kristalle auf welche sich nahezu in jeder Straße Silvermoons wie auch dem inneren Königreich wiederfanden. Das blaue ruhige Licht das von ihnen ausging wirkte besänftigen und zeitgleich auch stärkend. Diese Kristalle dienten als eine Art Verteiler welche die arkane Magie des Sonnenbrunnens, als konstanter Strom für jeden Elfen des inneren Quel’thalas zugänglich machte. Magie war für die Hochelfen ebenso Lebensbestandteil wie die Luft zum Atmen oder das tägliche Brot. Selbst jene die weniger empfänglich für das Arkane waren, hatten es dennoch im Blut. Denn seit der Zeit der Ahnen war die Magie ein fester Bestandteil eines jeden Hochgeborenen, gleich welcher Kaste er angehörte.

Eine Garnison Waldläufer zog an Eldrion vorbei. Anders als die Krieger der Menschen, die ihre Kampfkraft auf dicke Rüstungen und Schwerter legten, war diese Methode des Kampfes den meisten Elfen zuwieder. Waldläufer zogen leichte Brustharnische und wetterfeste Kleidung aus Leder vor. Blattgrüne Umhänge und ihre angeborenen Reflexe ließen sie eins mit dem Wald werden. Sie brauchten keine schweren Schilde aus Eisen oder Kettenhemden. Der Wald selbst war ihr Schild und ihre Deckung. Meistens war ihr Gegner bereits gefällt bevor er ihre Anwesenheit bemerkte. Eldrions Blick fiel auf die großen elfischen Langbögen die an ihren Rücken hingen. Jene die sich durch besondere Leistungen hoch in der Armee der Weltenwanderer gedient hatten, wurden mit einem Bogen vom König selbst ausgezeichnet. Darüber hinaus wurden diese tödlichen Waffen mit der Magie der Ratsmitglieder versehen, um noch effizienter die Feinde der Hochelfen zu vernichten.

Es war die größte Ehre und das Ziel eines nahezu jeden Waldläufers einmal eine solche Waffe sein eigen zu nennen. Weniger war es die Waffe selbst, sondern die damit verbundene Anerkennung der höchsten Magier des Reiches wie auch die des Königs selbst. Natürlich hatte dies seine Gründe, denn es war kein Geheimnis das die herrschende Kaste der Magier von Quel’thalas die Weltenwanderer als bessere Bedienstete ansahen und selten ihnen Respekt zollten das sie Tag für Tag die Grenzen des Landes sicherten. Ein Zustand der für eine permanente Spannung zwischen den besonders Arkanbegabten und den weniger Begabten sorgte. Erzmagister Thuthdes war in diesen Fall nicht anders als der Rest des Rates und Eldrion schüttelte bei den Gedanken daran verständnislos den Kopf. „Anu belore dela’na, mein Prinz.” Er war so in Gedanken versunken, das er gar nicht bemerkte wie das Regiment gestoppt hatte um vor ihm zu salutieren. „Anu belore dela’na, ehrenwerte Waldläufer. Führt euch euer Weg jenseits des Flußes Elrendar?“

Der Anführer der Gruppe trat hervor und nickte bestätigend. „Ja mein Prinz. Die Angriffe der Waldtrolle haben in den letzten Wochen stark zugenommen. Laut unseren Spähern sammeln sich unsere Feinde in den Lagern um Zul’Aman. Lord Windrunner hat uns deshalb gerufen um die Enklave der Weltenwanderer im südlichen Eversong zu verstärken. Wenn ihr Archon Zohar sucht, er erwartet euch jenseits des Elrendars im Dorf Goldnebel. Aber ich bitte euch, Hoheit, das ihr und der Hohepriester eure Treffen nicht so soweit abseits des Palastes abhaltet. Es ist zu gefährlich.“ Es schien dem Captain sichtlich schwer seine Sorge zu unterdrücken, schließlich wollte sich niemand ausmahlen was geschah falls dem Prinzen etwas zustoßen sollte. Gerade jetzt wo die Geburt des zweiten Kindes der Königsfamilie kurz bevor stand. „Ich habe keine Furcht vor Trollen, Captain. Wie sollte ich mich jemals irgendwann als König behaupten, wenn ich mich nur hinter sicheren Mauern verkriechen würde? Nein auch unser Volk in den äußeren Grenzlanden soll sehen das wir keinen Feind fürchten.“ Ein herzliches Lächeln entfuhr Eldrions Gesichtszügen und er legte seine Hand fast schon freundschaftlich auf den Schulterpanzer des Waldläufers. „Außerdem ehrenwerter Captain, fühle ich mich sicher da ich sehe welche tapfere und stolze Krieger unser Land verteidigen. Auf das eure Bögen jeden Feind zu Fall bringen“

Fast schon peinlich berührt von solchen Worten des Lobes durch den Prinzen, blickte der Anführer der Truppe zu Boden. Auch seine eigenen Soldaten hatten ihren Captain wohl selten so um Worte ringen sehen wie in diesen Moment, aber sie alle fühlten sich zutiefst bewegt über Eldrions Worte und Stolz wallte in ihrer Brust auf. „Habt dank, mein Prinz. Eure Worte Ehren uns sehr. Wir werden euch nicht entäuschen. Seid bitte dennoch vorsichtig. Wenn ihr uns noch entschuldigt. Al diel’shala“ Ein weiteres Mal konnte sich Eldrion ein zustimmdes Lächeln nicht nehmen lassen und nickte den abziehenden Regiment zu. „Shorel’aran, auf das ein jeder von euch gesund wiederkehren möge.“ Als auch der letzte grüne Umhang aus seinem Blickfeld entschwunden war, setzte Eldrion seinen Weg zum Stadttor fort. Ein Diener hatte bereits sein Pferd fertig gesattelt und hielt die Zügel bereit für seinen Herren in der Hand. Pferde waren ein seltener Anblick in Quel’thalas. Vor 7000 Jahren als die Hochelfen in Nord Lorderon ankamen und sich zunächst in den ruhigen Wäldern der Tirisfal Glades niederließen, trafen sie das erste Mal auf diese Geschöpfe Schnell erwiesen sie sich als guter Erstatz für die nun verlorenen Nachtsäbler. Da jedoch bald viele Elfen dem unbekannten Bösen anheim fielen, welches tief in der Erde von Tirisfal verborgen lag, waren sie gezwungen weiter zu ziehen, bis sie schließlich den Nordosten Lorderons zu ihrer neuen Heimat formten.

Heute waren die Pferde, welche sie damals mit aus Tirisfal nach Quel’thalas brachten, fast verschwunden. Die edlen Rösser waren durch Magie und gezielte Kreuzung zu etwas geformt worden was mehr einem Elfen entsprach. Elfische Pferde waren von ihrer Statur schlanker und graziler gebaut als ihre gleichartigen Verwandten, welche die Menschen von Arathor zähmten. Es hieß das keine Pferde schneller waren als jene der Elfen aus Quel’thalas. Allerdings sorgte dies auch dafür das die wenigen die bis zum heutigen Tag verblieben aussschließlich alle im Besitz der hochrangigen Adelsfamilien waren. Der Großteil der Bevölkerung wie auch die Weltenwanderer, benutzten die einheimischen und wesentlich einfacher zu zähmenden Falkenschreiter als Reit- und Nutztiere. Mit einem geübten Satz schwang sich Eldrion in den Sattel seines Pferdes. Er selbst hatte es damals persönlich ausgesucht. Wie sein Haar war auch sein Ross pechschwarz und erhielt darum vom Stallmeister einen passenden Namen, den auch Eldrion für sehr treffend empfand, Obsidios.

Gerade als Eldrion die Zügel straffte um loszureiten, hörte er eine wohl vertraute Stimme hinter sich. „Prinz Eldrion! Hoheit, bitte wartet auf mich.“ Bereits von weiten konnte er die Elfe erkennen die hast durch das geöffnete Stadttor auf ihn zueilte. Saldani hatte sich seit damals kaum verändert. Das feuerrote leicht gelockte Haar fiel bis auf ihre Schultern herab. Jade grüne Augen blickten mit scheuen Blick auf den Prinzen, während ihre zart geschwungenen Lippen ihre Bitte wiederholte. Hätte der Prinz nicht soviele andere Dinge im Sinn, die ihm seine Gedanken vereinnahmten, hätte er sie vielleicht mit ganz anderen Augen betrachtet als nur die Zofe seiner Familie. Wie die Menschen alterten auch die Hochelfen und waren sterblich. Allerdings war ihre Lebensspanne ungleich länger. Bis zum 20 Lebensjahr alterten Angehörige beider Rassen gleich schnell, erst dann beginnt das körperliche Altern der Elfen sich ungleich langsamer zu vollziehen. Die Ältesten, zu denen auch König Anasterian zählte wurde nachgesagt das sie bis zu 4000 Jahre alt werden konnten. Manche erzählten sich auch das, würde es keine magischen Beschränkungen geben, ein noch höheres Alter erreichbar wäre. Aus diesen Grund galten Hochelfen auch erst mit dem Erreichen des 120 Lebensjahres als Erwachsene in ihrer Gesellschaft. Die junge Zofe hatte bereits vor einigen Jahrzehnten den Prinzen mit den Augen einer Frau und nicht einer Dienerin betrachtet, als dieser zu einen staatlichen Mann herangewachsen war. Gewiss war sie in vielerlei Hinsicht etwas naiv, doch war auch ihr klar das sie niemals einen größeren Platz in Eldrions Leben einnehmen konnte und durfte. Sie selbst begnügte sich in seiner Nähe zu sein, denn selbst in ihren geheimsten Träumen konnte sie schwer die Realtität überbrücken wer er war.

„Hoheit...“ Als sie ihn völlig atemlos erreichte, mußte sie sich vorne überbeugen und ihre Hände auf die Knie stützen. „Anu belore dela’na, Saldani. Nehmt erst einmal einen tiefen Atemzug und sprecht dann was euer Begehr ist,“ lächelte er sie sanft an und gebot mit der Hand das sie sich zuerst beruhigen sollte. „Mein Prinz, ich komme im Namen von Hauptmann Esildar Snowblood der Palastwache. Ihr seid wieder aufgebrochen ohne jemanden am Hof Bescheid zu geben. Er war außer sich als ihr erneut verschwunden wart.“
Hauptmann Snowblood, war ein Palastwächter wie er im Buche stand. Loyal, zuverlässig und mit jedem Gedanken um das Wohlergehen der Königsfamilie bedacht. Jedes Mal wenn sich Eldrion entschied den Palast ohne persönliche Eskorte zu verlassen, wurde der Hauptmann bleich wie der Mond, denn in seinen Kopf malte er sich bereits die unvorstellbarsten Szenarien aus was dem Prinzen alles zustoßen könnte. Das wurde auch nicht gerade durch die Tatsache gemildert, das der Eldrion sich im Laufe der Zeit die Angewohnheiten seines Mentors Zohar zueigen machte und ganz ohne Ankündigung aus dem Palast zu entschwinden. Einige des Hofes tuschelten gar scherzhaft hinter vorgehaltener Hand, das des Hauptmanns schneeweißes Haar, erst mit Eldrions Geburt einherging.

„Verzeiht. Mir scheint unser guter Hauptmann hat seine Paranoia wohl nie ganz überwunden. Wenn es nach ihm geht, würde Azeroth jeden Tag von der brennenden Legion oder Trollhorden überrannt.“ Dabei war es für Eldrion sichtlich kein einfaches sein amüsiertes Schmunzeln nicht zu einem gellenden Lachen auszweiten. Saldani stämmte erbost ihre Hände in die Hüften und ihre Ohren winkelten sich passend zu ihren Schmollmund leicht an. „Er macht sich halt große Sorgen um euch, Hoheit. Wir alle machen das. Ihr wisst selbst das der Wald nicht mehr so ungefährlich ist wie einst. Das Archon Zohar das noch unterstützt finde ich ohnehin unbegreiflich.“ Um ihren Unmut nicht weiter herauf zu beschwören, verkniff sich der Prinz jegliche weitere Kommentar was ihm gerade vorschwebte und mit einem verständnisvollen Nicken wechselte er das Thema.

Seitenauswahl: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] weiter »