Chapter 6: The Hour of the Highborne

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Seichter Rauch verließ seine Lippen und formte im flackernden Kerzeschein eigenartige Gebilde, die mit jedem seiner Züge an der schlichten Holzpfeife an Größe gewannen. Die Kammer wie auch das Bett auf dem der Blutelf nachdenklich sah war schlicht gehalten, sogar für die Ansprüche eines Menschen mehr kärglich eingerichtet, genau wie es sein Besitzer wollte. Sein linkes grüne brennendes Auge verfolgte den Verlauf der Nebelgestalter die sein Rauch selbst schuf, ehe sie sich an der Decke seiner Unterkunft verloren. Das Rechte hingegen war schon vor langer Zeit durch einen Kampf erloschen und unter der Dunkelheit einer Augenklappe verschwunden. Jederzeit hätte er eine Behausung beziehen können die wahrhaftig eines Königs würdig gewesen wäre, doch dies lehnte seine Überzeugung ab. Eranador Cloudwalker, war der Anführer der Weltenwanderer der Sin’dorei, jener Elite von Waldläufern und Schattenklingen die direkt dem Thronerben von Quel’Thalas verschworen waren. Und als Anführer einer der Kasten des Hochlords Eldrion Vhel’kur Sunstrider, stand ihm weitaus mehr als er für sich selbst eingestand. All dieser Prunk und Schönheit mit denen sich die anderen Anführer der Sin’dorei umgaben, hielt er für überflüssig...unpraktisch wie er oft dachte. Sie hatten keine Funktion und nur Funktionalität wirkte in den Augen des Waldläufer Generals wahrhaft schön. Aus diesen Grund verzichtete er auf all jene Annehmlichkeiten die seine Stellung ihm zugestand, zugunsten einer auf das Wesentliche beschränkte Behausung. Oder wie er es selbst gerne auszudrücken pflegte, ohne sinnloses Blendwerk. Obgleich die anderen Anführer dies irritierte, wiedersprach ihm keiner in seiner Auslegung und vor allem jener eine dem er Treue geschworen hatte, schien seine Beweggründe am besten zu verstehen.

„Verstand er mich wirklich?...“ Die Frage entglitt seinen leicht spröden von Wetter und Wind gerpägten Lippen eher sporadisch als willentlich. Er war allein und es war niemand da der ihn antworten geben könnte außer ihm selbst. Sein Blick löste sich langsam von den Rauchschwaden an der Decke und wanderte zu der kleinen weißen Wachskerze auf dem Tisch nahe seines Nachtlagers. Es schien als würde die kleine Kerzenflamme für seine Aufmerksamkeit tanzen..getrieben durch den ruhigen Wind seines Atems. Mehr als einmal schien es als würde dieses unscheinbare flackernde Licht erlöschen. Erzmagisterin Alleria hatte ihm schon mehrfach angeboten gehabt zumindest einige arkane Lichter zu entsenden, aber wie auch beim Rest seiner Habe lehnte Eranador dies kategorisch ab. Er war ein Weltenwanderer....ein Soldat, der Kämpfe und ein Leben ohne eigenen Einsatz von Magie führte, auch wenn er diese arkanen Ströme in seinen Blut spürte. „Stahl ist ehrlicher als Magie.“ Dachte er sich leise während sein noch sehendes Auge den Tanz der Flamme folgte...in sie eintauchte. Verlorene Erinnerungen und alter Schrecken krochen aus seinem Bewusstsein empor wie gierige Wölfe auf der Fährte von frischen Fleisch. Im Schein der Fackel erinnerte er sich an die Hitze der Flammen...und die Schreie seinesgleichen. An die Tage als die Allianz wiedermal versagte und die orkische Horde wie ein grünes Meer an Bluthunden der Dämonen über ihr Land fegte. Soviele seiner Kameraden hatten während des zweiten großen Krieges ihr Leben lassen müßen um Quel’Thalas zu verteidigen. Der Gedanke daran lies seine Hände unbewusst zu Fäusten ballen. Nein nicht die Tatsache das sie zum Schutz ihres Landes gestorben waren erfüllte ihn mit Wut...sondern das es erst die Schwäche der Menschen wiedermal hatte möglich gemacht das eine solche Bedrohung Fuss fassen konnte. Damals hatte er nur geglaubt das die Allianz der Menschen einfach schwach sei...aber durch seinen Lord hatte er die ganzen Ausmaße erfahren. Die Gewissheit das ein Menschenmagier die Horde nach Azeroth gebracht hatte....die Tatsache das ein Mensch das Gefäß für den Schöpfer der brennenden Legion wurde, das war es was sein Blut kochen lies.

Für einen Moment schloß Eranador sein Auge und die Bilder der brennenden Häuser und sterbenden Freunde verschwanden..nur um anderen zu weichen die ihn ebenso erbosten. Er erinnerte sich wie er mit wenigen Überlebenden seiner Gruppe nachder Vertreibung der Horde nach Silvermoon zurückgekehrt war und wie die herrschende Kaste Quel’thalas der Magister sie wie Dreck behandelte. Nicht ihr heroischer Kampf gegen die Übermacht an Feinden wurde gewürdigt sondern nur ihr angebliches Versagen die Orks überhaupt haben erst soweit kommen lassen. Eine Magokratie, war Quel’thalas bereits seit seiner Gründung und von jeher ächteten die besonders magiebegabten Häuser und Magister des Reiches die wie sie es nannten, Minderbegabten. Es war selten das ein Magister wirklich die Arbeit eines Weltenwanderers zu würdigen wußte, der Tag aus Tag ein die Grenzen des Reiches verteidigte. Diese verfluchten und selbstgerechnten Magier in ihren Arkansankten, die glaubten das ihr Leben mehr wert wäre als eines ihres Volkes mit weniger arkaner Affinität. So war die größte Gabe des alten Hochelfenreiches für einige seiner ergebensten Verteidiger auch der größte Fluch.......die Magie. Aber erst nachdem die große Allianz von Lorderon ein weiteres Mal mit aller Glanz und Glorie versagt hatte. ...Als der verräterische Prinz Arthas, das Gezücht minderwertiger Menschenkönige, die Legion der Untoten vor sich hertrieb um alles Leben zu vernichten, waren auch die letzten Reste dekadenter Hochelfenmagier verschwunden. „Soviele sinnlose Tote...“, der Waldläufer General atmete angestrengt aus, umantelte die Kerzenflamme mit einer Wolke aus blauen Dunst. Anhänger der Sin’dorei legen keinen Wert auf Emotionen. Sie sind verblendend, wirr und menschlich. Dennoch sind sie für das Wesen aller denkenden und fühlenden Wesen Bestandteil. Auch wenn es lange Zeit unbekannt war, beschlich ihn in diesen Moment eines dieser Emotionen und es bereitete ihm Unbehagen. Es war unsagbar lange her das er das letzte Mal so etwas gespürt hatte und so viel ihm auch der Name dieses eigenartigen Gefühls nur schwer wieder ein. Bedauern..ja Bedauern wurde es wohl genannt und zu seinem Ärgernis fühlte er dies in den letzten Tagen oft.

Rückblickend bedauerte er nun vieles in seinen Gedanken. Viele Entscheidungen, aber auch den Verlust sovieler Personen die er verloren hatte. Mit sich selbst in stiller Diskussion gefangen, löschte er das Feuer seiner Pfeife und legte sich auf sein einfaches Holzbett. Der Schein der Kerze warf diffuse Schatten an die Wand und Decke, doch wurden sie von seinem Blick nicht mehr wahrgenommen. Eine andere Erinnerung trat hervor. Den Tag als er SIE endlich gefunden hatte....den Tag andem er IHM gegenüber trat und eine Treue schwor. Geistesabwesend fuhr er mit der Hand über den Wappenrock auf seiner Brust. Als würde Nozdormu nur für ihn das Rad der Zeit an jenen Moment zurückdrehen entsann er sich, als er das erste Mal auf Prinz Eldrion traf. Es war nicht seine Herkunft, sein Auftreten oder seine Worte die seine Loyalität gewannen....sondern seine Überzeugung. In Wahrheit hatte er erst sehr viel später erfahren wer sein Lord und Gebieter wirklich war. Doch war dies ohnehin ohne Bedeutung für sein Treuegelübnis gewesen. Sein Lord ersann eine Welt in der es keine Benachteiligung unter den Hochgeborenen gab. In der das Wort eines Weltenwanderes ebensoviel Gewichtung trug wie das eines Magiers. Eine entscheidende Aussage die Eldrion damals ihm gegenüber machte lies keinen Zweifel offen für wen er künftig kämpfen würde. „Junger Weltenwanderer Eranador, im alten vergangenen Reich meines kurzsichtigen Vaters wurden jene treuen und loyalsten Verteidiger Quel’thalas nur mit Missgunst und Ungnade bestraft. Die Herren Silvermoons nannten eure Unabhängigkeit zur Magie eine Schwäche..eine Missbildung. Wisst ihr was ich darin sehe? Ich sehe in euch eine einzige Stärke..keine Schwäche sondern eine Gabe sind eure Fähigkeiten ohne Magie. Denn IHR und nur IHR werdet dort bestehen wo ein Arkanist scheitern würde. Ihr werdet triumphieren wo das Arkane nicht siegreich sein kann. Jede Kaste und jeder Aspekt meines Volkes beeinhaltet einen Teil seiner ganzen Macht. Nur alle zusammen entfesseln die wahren Stärke der Blutelfen. Vor mir sind alle gleich.“

Mit diesen wenigen Worten hatte er tatsächlich seine Seele gestreift. Diese einfache Aussage die aber von soviel Überzeugung geprägt war, hatte Eranador und all seine gefallenen wie auch lebenden Kameraden mehr gewürdig als es alle Magister in den letzten 7000 Jahren getan hätten. Vor ihm hatte ein Anwender der Magie gestanden der mit ihm auf einer Ebene sprache wie einem Gleichgestellten...einem Vertrauten. Und nachdem er vollständig erfahren hatte wer sein Gebieter darüber hinaus war, fühlte er sich das erste Mal seit langer Zeit verstanden und wertgeschätzt für das was er war. Seit jenen Tag waren viele weitere gefolgt in denen er seine Klingen zur Glorie von Lord Eldrions Traum in Blut tauchte. Wieviele Leben er von Horde und Allianz ausgelöscht hatte...oder die verfluchten Seelen der Geißel durch seine Klingen den Weg in den Abgrund fanden...er wußte es nicht mehr. Aber dafür war seine Loyalität gegenüber dem Prinzen ununstößlich gewesen und hatte niemals gewankt. Warum also? Warum beschlich ihn in den letzten Wochen immer öfter dieses unbehagliche Gefühl. Zunächst war es ihm nicht aufgefallen höchstens als ein unmerkliches Zögern. Doch seit Theramore war diese Emotion immer weiter gewachsen, bis sie unerträglich wurde. Er erfüllte seine Missionen nach wie vor wie es einem Sin’dorei gebührt vollständig und ohne Makel aus.Genauso wußte er das all diese vielen kleinen Ziele teil eines viel größeren Plans beeinhalteten ....ein goldenes Schicksal der Lord Eldrion für sie wob. Vielleicht würde das Unbehagen weniger ausgeprägt sein wenn er dieses große Bild bereits kennen würde. Was er aber mit Sicherheit wußte, war das der Tod des jungen Sevotharte etwas in ihm ausgelöst hatte, etwas woran er niemals gedacht hätte zu erkranken...Zweifel. Keine wohlformulierten Zweifel an der Order selbst, aber an den Methoden mancher Projekte. Der junge Sevotharte war absolut loyal gewesen und er wäre sicher ein fähiger Sin’dorei geworden, aber er endete als kalkuliertes Opfer nur um einen Verräter zu strafen. Es wäre soviel einfacher gewesen diesen verräterischen Priester zu töten anstatt einen talentierten und loyalen Elfen wie Sevotharte zu opfern. „Warum nur?“ zähneknirschend flüsterte Eranador wieder und wieder diese zwei Worte in die Stille seiner Kammer. Je mehr er darüber nachdachte desto wütender wurde er. Sowohl das er einfach nicht das höhere Ziel dahinter verstand, als auch das der Gedanke daran das Unbehagen nur weiter steigerte. Zweifelte er etwa gerade? Vertraute er nicht mehr seinem Prinzen der ihm soviel gegeben hatte. Laut schlug er den schwarzen Lederhandschuh seiner rechten Faust in die linke Handlfäche und fluchte leise vor sich hin. „Verdammt! Mein Lord vertraut mir und meinen Fähigkeiten, warum fühle ich mich nur als könnte ich dies nicht ebenso erwiedern!?“

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