Chapter 3: The Price of Power

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~ 3500 Jahre nachdem Ende der Trollkriege und 500 Jahre vor dem ersten Krieg gegen die orkische Horde~

Müde...so unendlich müde war sein Geist. Ansterians Hand ruhte an seiner rechten Schläfe als seine Augen aus den Fenstern seiner Gemächer den Mittagshimmel über Silvermoon betrachteten. Schon vor einigen Jahren war sein Haar weiß wie der Schnee selbst geworden. Der Zahn der Zeit hatte weiter seine Spuren an ihm hinterlassen. Sein Blick wirkte leer und seine Haut war dünn wie Pergament. Es schien das seit jenen verhängnisvollen Tag vor 150 Jahren, als die Stimmen das erste Mal zu ihm sprachen, sein Körper doppelt so schnell dem Alter anheim fiel. Seit diesen Tag hörte er das dunkle Wispern in seinen Kopf ununterbrochen. Es gab kaum einen Moment wo sie ihm noch Ruhe vor ihren finsteren Versprechungen gewährten. Und er lauschte ihnen...sowie er es damals tat, ob er wollte oder nicht, so waren sie doch schon längst Teil seiner selbst. Fortwährend war ihr drängen..Ungestillt ihr Hunger nach Erfolgen. Die San’layn hatten unter Leitung von Erzmagister Thuthdes sich akribisch durch das verbotene Wissen tief unterhalb des Palastes gearbeitet. Oft hatte König Anasterian ihre Versuche und Experimente beigwohnt. Er war dort als es ihnen das erste Mal gelang, einen Teufelshund aus dem Nether zu beschwören. Ein Versuch der nicht ganz unglimpflich verlief als die Kreatur einen der Diener der San’layn mit ihren Tentakel aussaugte. Auch arbeiteten sie weiter an ursprünglichen Projekten wie der Nekromantie. Da die brennende Legion vor so langer die Schöpfer der verfluchten Totenmagie war, waren die Aufzeichnungen der Nathrezim oder Schreckenslords eine Offenbarung für Fürst Keleseth und die anderen korrumpierten Ratsmitglieder. Ihm gelang es auch als erstes ganz allein, einen gefallenen Diener zu neuen unheiligen Leben zu erwecken.

Niemals konnte Anasterian den furchtbaren Anblick vergessen, als sich der bleiche grauenhaft entstellte Leichnam eines Elfen vor ihm erneut erhob, während die San’layn von Euphorie über ihre Errungenschaften gepackt waren, keimten im König die ersten Zweifel ob es richtig war auf was er sich hier eingelassen hatte. Die weißten toten Augen des Wiedergängers hatten ihn seit damals verfolgt....und auch jetzt hörte er förmlich die stummen Schreie der gequälten Seele die nicht Ruhen dürfte. Der Gedanke das er sowas einen seiner Söhne antun würde, lies für einen kurzen Augenblick einen freien Willen wieder erlangen. „Wenn Eldrion mich so ansehen würde....ich... er ist mein Sohn...das darf nicht...“ Verzweiflung übermannte ihn und er vergrub seine Hände im Gesicht. Vor einigen Tagen hatte Erzmagister Thutdhes ihm berichtet das sie unmittelbar davor standen, den letzten Zauber des verblichenen Großviziers der Königin Azshara zu beherrschen. Ein Portal in den Twisting Nether selbst zu erschaffen. Die sagenhafte Ebene jenseits der materiellen Welt, dort wo das Netz von arkaner Energie aus dem Hintergrund heraus, alles Leben und Welten im großen Dunkel zusammenhielt. Aber es war noch mehr als das....es war auch die Heimat der brennenden Legion...

Sollten sie es schaffen eine stabile Verbindung zum Twisting Nether zu erschaffen und seine Energie anzuzapfen, würde diese unendliche Quelle von ungebändiger arkanen Energie, selbst den Sonnenbrunnen überflüssig werden lassen. Aber zu welchen Preis? Was würde aus Eldrion werden wenn er ihn für diese Macht opferte? Es schien als würde ihm ein Klos im Hals stecken und seine Brust mit Steinen beschwert. Er konnte sich nicht daran erinnern wann er jemals so ratlos vor einer Entscheidung stand. Ein Leben gegen die absolute Freiheit und Herrschaft aller Hochelfen. Konnte er dies? Sein eigenen Sohn dafür hergeben? Der König wußte es nicht....das erste Mal in seinen Leben das er keine Entscheidung fällen konnte.

Die Stimmen mit einem Schlag wiederkehrten, nahmen ihm dies ab. Jedes Mal wenn ihn der Zweifel packte taten sie das und trieben ihn weiter vor ihren Willen her. „Er wird mehr sein als jemals zuvor...jemals zuvor. Ein Prinz als Waffe...als Behältnis für die Macht über allen zu stehen..und ein Prinz dir zu folgen auf den Thron. .....Wir werden unser Versprechen halten...halte du deines König von Quel’thalas...“ Mehr als ein stummes Nicken brachte Anasterian nicht mehr hervor. Auch wenn er wußte das er sich selbst belog, beruhigte ihn die Stimmen seiner Meister. Kein Preis ohne Opfer. Einen Sohn würde er verlieren, aber die Freiheit und Herzen seines ganzen Volkes dafür bekommen. Sie hatten recht...denn es gab ja noch Kael’thas der an Eldrions Stelle treten würde. Ja, je mehr er daran dachte desto mehr verschwand die Verzweiflung aus ihm, so soll es sein. Kael und seine Gemahlin würden das notwendige Opfer vielleicht eines Tages verstehen, dessen Bürde er alleine trug.

„Mein König.“ Mit einem Mal fuhr herum. Er hatte das Eintreten der beiden Elfen nicht gehört und er fragte sich im selben Augenblick wie lange sie ihn wohl schon so gesehen hätten. Die Magierfürsten Valanar und Keleseth standen im Türbogen und verneigten sich knapp. Neben Erzmagister Thuthdes waren sie die nächsten Anführer der insgesamt sechs San’layn, mitsamt der dazugehörigen Dienerschaft ...und genau wie Thuthdes selbst waren sie absolut fanatisch zu der verbotenen Arbeit die sie Tag für Tag verrichteten. Nicht einmal während all den Jahren hatte einer von ihnen den König gefragt von wem er das Wissen um die versteckte Bibliothek hatte und selbst wenn wäre es ihnen vermutlich egal. Manchmal fragte sich Anasterian wer emotionsloser und kälter war als diese Beiden, ..ihre untoten Schöpfungen oder sie selbst.

Valanar trat einige Schritte vor und verbeugte sich nochmals. „Verzeiht, Majestät, aber die Geschwister Windrunner sind soeben eingetroffen. Es sind bereits alle für die Zeremonie anwesend. Wir warten nur auf euer Erscheinen. Der König nickte und erhob sich, ein letztes Mal blickte er zum Fenster hinaus bevor er mit Keleseth und Valanar das Gemach verließ.

 

Im Thronsaal hatten bereits alle ihre Position bezogen. Jeweils sechs Ratsmitglieder des Konzils von Silvermoon befanden sich links wie auch rechts vom Thron. Ebenso hatten bereits auf zwei goldenen Stühlen neben selbigen seine Söhne Platz genommen. Zu seiner rechten saß Eldrion, während zu seiner linken Kael’thas saß. Zusammen mit den zwei Magierfürsten nahm auch König Anasterian seinen Platz ein. Als er sich auf dem goldenen Thron von Quel’thalas setzte, ließ er für einen Augenblick seine Augen über die Versammelten wandern. Es schien ein wenig unbegreiflich aus seinen Blickfeld. Rechts von ihm saßen die San’layn, während sich ihnen direkt gegenüber die nichts ahnenden übrigen Ratsmitglieder befanden. Ihre Tarnung war mittlerweile so ausgefeilt, das keinen anderen der Schwel von dunkler Magie auffiel der über der einen Hälfte des Rates lastete. Auch Kael und Eldrion schienen davon nichts zu spüren. „Wenn sie nur wüßten,“ dachte sich Anasterian, als er sein Augenmerk wieder auf die Pforte des Thronsaals richtete. Die Palastwache hatte sich an den Rändern des roten Teppichs in Reih und Glied aufgestellt und salutierten als sich die schweren Flügeltüren öffneten.„Lady Alleria und Lady Sylvannas Windrunner,“ rief Hauptmann Snowblood mit kehliger Stimme, wobei zeitgleich alle Wachen ihre Schwerter zum ehrenvollen Gruß präsentierten.

Seit ihren ersten Zusammentreffen damals hatten sich beide Schwestern nicht verändert, fiel Eldrion schnell auf als er die beiden Waldläuferinen betrachtete die erhobenen Hauptes unter den Bogen der Elfenschwerter hindurch schritten. Noch immer strahlten sie beide Anmut, Schönheit und Stärke in ungebrochener Perfektion aus. Vielleicht war ihre Ausstrahlung größer als je zuvor, denn es mußte ihnen wohl oft wiederfahren das ihre Gegenwart so manchen gestandenen Mann, gleich ob Elf oder Mensch, die Stimme versagen lies und das Herz hörbar schlug. Anders lies sich das amüsierte Lächeln auf den sanften Gesichtzügen beider Schwestern kaum erklären, als sie das Ringen nach Selbstbeherrschung einiger Wächter aus den Augenwinkeln beobachteten. Auch trugen sie wie damals die gewöhnliche Kampfgewandung der Weltenwanderer. Zweckmäßig und ohne nutzlosen Verzierungen wie es viele Magister pflegten. Kurz vor dem Thron blieben sie schließlich stehen und knieten ehrfüchtig nieder. „Anu belore dela’na, Sire. Ihr habt uns rufen lassen. Es ist uns eine Ehre...,“ aber König Anasterian lies mit einer senkenden Handbewegung Alleria ihren Satz vorzeitig beenden und lächelte seinerseits. „Ehrenwerte Töchter von Lord Windrunner. Die Ehre ist die unsrige und solch großen Beschützer unseres Volkes müßen nicht knien. Erhebt euch, bitte.“

Wie geheißen kamen sie seiner Bitte nach, dabei musterte der König sie mit fragenden Blick. „Lady Alleria, ich sehe hier nur zwei der drei berühmten Windrunner Schwestern. Wo ist Lady Veressa?“

Sylvannas schlug ihre Kaputze zurück und schickte sich an die an ihre Schwester gerichtete Frage zu beantworten. „Unsere jüngere Schwester ist auf einer wichtigen Mission, im östlichen Lorderon, zum Außenposten von Quel’Lithien unterwegs. Der dortige Captain der Waldläufer, Hawkspear, hat um ihre Unterstützung gebeten. Wir können nur vermuten das die Trollstämme von Zul’Mashar unsere Grenzen dort bedrohen. Darum ersuchen wir euch ihre Abwesenheit zu entschuldigen.“

Er erhob sich vom Thron und nickte verstehend. „Das ist sehr bedauerlich. Vielleicht erhalten wir ein anderes Mal Gelegenheit dazu. Wie dem auch sei. Ich ließ nach euch rufen, weil ihr durch eure außerordentlichen Leistungen und Tapferkeit, in der Verteidigung von Quel’thalas euch meine Bewunderung wie auch die des gesamten Volkes errungen habt. Würden 100 Jahre vergehen, würde diese doch nicht ausreichen eure Heldentaten aufzuzählen. Der Elrendar könnte 1000 Jahre lang fließen und doch, wäre es nichts verglichen mit der Menge des Blutes der elenden Trolle, welche durch euch vergossen wurde. Wir alle stehen tief in eurer Schuld und solch selbstloser Mut muß belohnt werden.“

Mit leichter Röte auf beider Wangen senkten sie dankbar über solche großen Worte des Lobes ihr Haupt. Einen Moment lang, mußte sogar die sonst so standhafte Alleria nach Worten suchen. „Majestät, eure Worte wie das Vertrauen des Volkes sind uns Lohn genug. Wir benötigen keinen Ansporn um..“

„Nein, Lady Alleria. Gerade ihr und eure Schwestern verdienen diese Anerkennung mehr als jeder andere Elf in Quel’thalas. Und ihr sollt ein Geschenk erhalten was einer zukünftigen Waldläufergenerälin würdig ist.“ Mit einer kurzen Handbewegung winkte der Anasterian einen Diener herbei. Als Allerias und Sylvannas Blick, auf die Waffe fielen, welche er auf einen roten Samtkissen hereintrug, waren sie bis ins Herz erstarrt. Es war ein Bogen ...aber nicht irgendeiner. Sein Rahmen war aus blauen Adamantium gefertigt. Die Oberfläche war durch magische Runen, bestehend aus Echtsilber und Arkanit, überzogen. In seiner Mitte prankte das Wappentier der Königsfamilie wie ganz Quel’thalas, der Phoenix. Nun fiel den Schwestern auch auf, das der Bogen keine herkömmliche Sehne verwendete, sondern ein feines aus Magie bestehendes Band sich von einer bläulich schimmernden Bogenspitze bis zur anderen zog. Arkane Symbole erschienen und verschwanden wie eine Geisterschrift auf der glänzenden Metalloberfläche. Feierlich nahm der König den Bogen und hob ihn über sein Haupt.

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