Charakter: Sephire Sil Sommertal

Die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der unsteten Oberfläche des Meeres und kündigen die volle Nacht an. Auf dem nun fast grauen Sand sitzt eine Blutelfe in luftiger mittlerweile grauer Kleidung. Das linke Ohr fehlt ihr zur Hälfte und sie blickt auf das offene Meer hinaus. Ihre Beine sind angewinkelt und ihre Arme liegen auf den Knien. Schlaff hängen ihre Hände nach vorn hinunter. Sand hat sich an ihrer Seite angesammelt, dass man meinen kann, sie sitzt schon länger dort ohne eine Bewegung. Sie atmet ruhig.
Mit jeder Welle, die an den Sand gespült wird, kommen ihr Erinnerungen in den Sinn.

Wie lange ist es her, dass ich lachend als kleines Kind über die Straßen der Stadt lief. Es müssen unzählbare Jahre sein…

Wann hatte mir Mutter das erste Mal von ihrer dunklen Vergangenheit erzählt. War es abends als Geschichte?

Der Umzug nach Morgenluft war in Ordnung… Für Glin, aber nicht für mich… Warum bin ich damals dennoch zur Familie zurück gegangen… Ich weiß es nicht mehr…
Ob sie noch leben? Irgendwo?

Ein Schmunzeln huscht über die Lippen der Elfe.

Es hat mir Spaß gemacht, die Wachen an der Nase herum zu führen, mich zu verstecken, damals. Ja… doch diese Zeiten sind wohl vorbei… Es ist viel zu lange her…

Was habe ich dann erlebt… Mord… Schmerzen… Einsamkeit… Hat dies dazu geführt, dass ich alles hasse?

Langsam wandert die linke Hand der Elfe an das sauber abgetrennte Ohr und berührt fast schon liebevoll die alte Schnittwunde entlang, bis zu der kleinen dünnen Narbe an ihrer Schläfe.

Es war gut, dass ich es abgeschnitten habe, nachdem dieser Troll es mir abriss. Es hing eh nur leblos nach hinten hinunter. Ich vermisse es dennoch irgendwie… oder?

Ich hätte Silbermond nicht wieder betreten sollen. Die Tarnung als Söldnerin flog viel zu schnell auf. Dann auch noch dieses Hin und Her mit den Sin Dorei und Blutrittern… Mhm... Die Sin Dorei… Irgendwann sagte doch ihr Highlord, es wäre Potenzial in mir… Aber das ist auch schon länger her… Ist bestimmt vergessen… außerdem bin ich schon zu oft mit denen aneinander geraten…

Dieser Elethar gehört auch zu ihnen… Was er wohl vorhat, wenn er mir seine Hilfe anbietet… Jedes Mal wenn ich mit ihm gesprochen habe fühle ich mich erschlagen…

Ach, dumme Gedanken… ich kann eh nicht mehr nach Silbermond zurück… gelte ja als offiziell getötet… Oldin wird mich wirklich töten, wenn ich noch mal auftauche… wobei… er geht eh davon aus, dass ich ihn verraten habe…

Abermals huscht ein Lächeln über ihre Lippen, dieses Mal aber schmaler.

Warum eigentlich nicht… Mehr als sterben kann ich nicht… dann hab ich’s auch nicht anders verdient…

Gemächlich steht die Elfe auf, lässt den Sand zu Boden rieseln und blickt aus dem Stand aufs Meer.

Die Nacht ist schön… schön um einen Neuanfang zu wagen… Ein Neuanfang als ein Jemand, nicht als ein Niemand…

Das schmale Lächeln wandelt sich zu einem Grinsen. Als hätte die Flut Angst bekommen, ziehen sich die Wellen langsam zurück. Feste und bestimmte Schritte führen die Blutelfe den Strand entlang. Ihr Ziel ist eine Siedlung mit Pergament, Stift und Briefkasten.

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