Charakter: Jona Sin Asto`re

18:18 08/02/2009

Das Erwachen

Leises Wispern durchdringt den tiefschwarzen Raum wie eine sanfte Frühlingsbriese. Eine Gänsehaut liegt auf der Haut, schon so lange, das ein prickelnder Schmerz im ganzen Körper sitzt, der nicht weichen will, da die Kälte nicht weicht. Nicht kalt genug um zu erfrieren und nicht warm genug um diesen Schmerz loszuwerden. Flaches Atmen dringt aus der trockenen Kehle, ein kaum vernehmbarer Pulsschlag, hallt wie Donnerpauken in den Ohren wider. Wer war sie - ein schwebender Gedanke, in weiter Ferne eines nebligen Geistes. Wo war sie - ein leises Surren und der Schmerz erwacht zu neuem Leben. Ein Keuchen entrinnt Ihren Lippen, als eine Hand sie an der Schulter berührt. Was ist passiert - durchdringt es Ihren Geist, ohne auf Resonanz zu stoßen. Keine Erinnerung, nur pure Schwärze, eine Leere die einem Loch ins Nichts gleicht. Ein zischender Laut erklingt und etwas heißes bohrt sich auf Ihr Schlüsselbein. Einen Moment lang, scheint selbst die Schwärze noch tiefere Konturen anzunehmen. Gleißend greller Schmerz fährt durch Ihren Körper, die Hitze die sich nun ausbreitet mag schlimmer als die Kälte sein und dennoch geht Entspannung einher. Acht Beine kratzen und trippeln über die Stelle, schmiegen sich an das Schlüsselbein und verschmelzen dann an Ort und Stelle. Der Atem, kaum vernehmlich ist das einzige Geräusch, welches nun noch zu hören ist. Kalter Schweiß, Angst und Zweifel scheinen geflüchtet, gefressen von den Schatten, die nun in Ihr nagen und Ihre Seele zu verschlingen drohen. Eine eiseskalte Stimme flüstert nun leise in der alten Sprache, kaum vernehmliches Wispern und dennoch im ganzen Raum widergeworfen. Sie schlägt die Augen auf und sieht in das Dämmerlicht einer Halle. Schwarzer Marmor und dunkle Säulen schmiegen sich an die kahlen Wände um vom sanften grau des Nebels umschmeichelt zu werden. Eine schattenhafte Gestalt steht am Fußende des schmalen Altars, auf dem sie liegt. Dunkelheit umspielt die sanften Glieder der Kaldorei, gleich wenn man sie nur schwer erkennen kann. Etwas bekanntes prägt Ihre Züge. Sie richtet sich auf und sieht der, in Schatten gehüllten, Kaldorei in die Augen. “Was bin ich?” - Klare Umrisse dieser Frage spiegeln sich in Ihrem kalten Geist.
Ein schallendes, glockenklares Lachen erschallt von der Kaldorei, die sie kalt und doch mit unendlicher Leidenschaft mustert.
“Du bist die Spinne. Du bist meine Essenz. Du bist Schattenwind...”


Die Lehre des Schattens

“Meisterin... Darf ich erfahren, wieso Ihr gerade diesen Corpus wähltet? Wieso ein Mensch?” Alte Augen sehen sie an, scheinen einen Augenblick lang nachzudenken, abzuwägen welche Antwort die passabelste wäre.
“Du wurdest einst als Mensch geboren. Dein Vater diente mir. Er war ein Diener des Netzes, ein Diener der Spinne. Du trägst die Saat des Bösen in dir und auch wenn du es nicht begreifen kannst. Du hast Potential die Schatten zu beherrschen und nicht dich beherrschen zu lassen.”
Sie wendet Ihren Blick ab und blickt in die Ferne.
“Du wirst dein Studium in Nekromantie fortsetzen und du wirst dir einprägen was deine Aufgabe ist. Der Sinn, wieso du existierst.”
Jona presst die Lippen aufeinander und funkelt den fernen Abendstern an, der sich mit allen anderen am Himmelszelt zeigt.
“Der Schatten muss befreit werden. Du wirst gehen nicht wahr. Nur deswegen bekam ich die Essenz... Die Spinne, die in mir wütet.”
Eine Feststellung keine Frage und dennoch nickt die düstre Kaldorei.
“Ich werde mich sobald es soweit ist an Alvias wenden, ist das richtig?”
Ein leises Lachen, ein Schauder rinnt über Ihren Rücken und die kalte Stimme Schattenklaues beginnt zu erzählen.
“Alvias ist ein Narr... Wenn er nicht Acht gibt, wird er den Shaddarim zerstören und ihn nicht unterjochen. Ich schwor damals den Shaddarim zu befreien... Naja, aber ja. Alvias ist der Einzige der fähig ist dich in die richtigen Bahnen zu leiten. Vielleicht findest du jemanden anderes, ich vermag leider nicht in die Zukunft zu sehen. Man soll sich immer von alten Lasten befreien, also behänge dich niemals mit unnötigen Ballast. Verstanden?”
Schattenwind nickt knapp und lächelt dann diabolisch.
“Eine neue Zukunft unter der Herrschaft der Dunkelheit. Die Spinne, ja ich fühle Ihre Krallen in meinem Herzen, Ihr Lebenselixier in meinen Adern. Meisterin, ich werde ihn befreien. So soll es sein.”

Aus vergangenen Zeiten

Weite grüne Wiesen erstreckten sich, so weit der Blick reichte. Eine, wie es schien, junge Elfe stand in ein blaues Seidengewand gekleidet, vor einer Gruppe sitzender Halbwüchsiger und sprach mit beherrschter Stimme.
Sie war nicht schön, aber ansehnlich und kaum einem blieb etwas anderes übrig als sie anzusehen, denn Ihre Ausstrahlung lies nichts anderes zu. Eine schwarz-silberne Spinne mit einer eingewobenen Acht, die auf dem Bauch lag, zierte den ersichtlichen Teil Ihres Schlüsselbeines. Ihre silbernen, langen Haare, die sich bis zu Ihrer Hüfte an Ihren Leib schmiegten, hoben sich nur ein wenig von der blass-violetten Haut ab und gerade im Sonnenlicht wirkte sie zerbrechlich.
Man kannte sie und niemanden verwunderte dieser Anblick. Lord Xavius war ein angesehener Berater der Königin und solange dieser Zustand anhielt, würde sich auch nichts an dem Schutz ändern, der Ihr zu Teil wurde.

Lady Selaine hatte sich bis vor ein paar Jahrzehnten nicht für die Politik Ihres Vaters interessiert, aber dadurch das sie über die Zeit zu einer der besten Magistern Azsharas wurde, nahm sie diese Ratskaste in seine Reihen auf. Sie langweilte dieser Unterricht, selbst dann wenn es zu interessanterer Magie überging und dennoch gab sie ihn für die neugierigen Schüler. Es gab zwar so viel Reizvolleres, aber der Schein musste gewahrt bleiben. Sollte Ihr Vater doch von seinem “Gott” denken was erwollte.
Sie würde sich nie einem Wesen in den anderen Sphären unterwerfen. Aber das waren Dinge die sie nur hinter vorgehaltener Hand erfahren hatte. Dieser Dummkopf würde selbst der Königin noch raten eine Dummheit zu begehen. Sie verzog einen Augenblick angewidert Ihr Gesicht und widmete sich dann wieder Ihren Schülern. Die Zeit würde kommen, da würde er endlich sehen, wer seine Tochter wirklich war... - vielleicht.

Vaerdaereiz’Mayi - Die Kinder des Zwielichts

Sieben Gestalten knieten, in sanftes Zwielicht gehüllt, vor der Frau in Schwarz. Eine lange silberne Strähne lugte unter der weiten Kapuze hervor. Sie schwieg noch... Schweigen war ein gutes Mittel um zu zermürben, Nervosität zu erzeugen und die Wahrheit zu erfahren.

“Erhebt Euch, meine Kinder...”,
sprach die Elfe mit ernster Stimme.

Augenblicklich erhoben sich alle Sieben und blickten sie mit versteinerten Mienen an. Die besten Sieben... Ja das waren sie...
Ihre Stimme war leise und doch drang sie in dieser Halle an alle Ohren.


“Der Kodex sagt, benennt Euch nur mit Namen die Euch die Vaerdaereiz’Mayi gaben... Leugnet, sollte man Euch aufdecken oder entdecken, das es uns gibt, selbst wenn Ihr dadurch sterben solltet und bleibt Euch treu, bis in den Tod.”

Alle berührten wie auf ein Kommando mit zwei Fingern Ihre Herzgegend, wie es korrekt war.

“Ihr seid die Besten, schon seit Jahren wandelt Ihr im Zwielicht, Schattenläufer. Ihr seid wahrhaftige Vaerdaereiz’Mayi, Ihr habt es Euch verdient.”

Ein sachtes Lächeln huschte über Lady Selaine`s Lippen als sie dies sagte und alle im Chor antworteten:

“Ehre, den Vaerdaereiz’Mayi!”

Mit einem eleganten Nicken entließ sie die Sieben und wollte sich gerade umdrehen, als sie bemerkte, das eine Person noch anwesend war. Sie sah ihn fragend an und er zog seine Kapuze zurück. Das hünenhafte Gesicht mit seinen glatten, kantigen Zügen lies ihn sie sofort als Rhua'rc Sil’wainan erkennen.

“Was wollt Ihr, Vaerdareiz’Mayi?”
,fragte sie ihn gleichgültig und musterte ihn, ohne jedoch Ihr Gesicht zu entblößen.

“Ich wartete auf diesen Tag, S’weater... Ich diene und möchte dienen, wie immer.”
, lautete seine Antwort, die nicht hätte klar genug sein können.

“Dir ist also langweilig? Hast nicht gerade du, die interessantesten Gebiete hier auf Kalimdor? .. Naja, ich verstehe schon. Komme heute Abend zum Palast, ungesehen!”

Damit drehte sie sich nun endgültig um und verließ die Halle. Er hatte verstanden und er würde gehorchen. Die Vaerdaereiz’Mayi waren die Späher, die Kinder des Zwielichts, Diener für die Königin, auch wenn sie es selbst nicht wusste.

Zusammentreffen

In Schatten gehüllt lauschte die für alle unsichtbare Beobachterin den Worten des Mannes der vor dem Brunnen der Ewigkeit stand. Eine tiefe Stimme antwortete ihm, dennoch war niemand anderes zu sehen, außer dem gut gekleideten Elfen.
Er spricht schon wieder mit seinem “Gott”, waren die einzigen Gedanken die Ihr durch den Kopf huschten, als sie sich auf die Worte konzentrierte. Er hatte also wirklich vor, was auch immer ES war, aus dem Brunnen zu holen...
Eine Flamme der Wut glomm in Ihr auf. Man sollte einem Schatten, den man nicht kannte trauen?! Das stank dermaßen nach Dummheit, das nicht einmal eine Hand an der Nase etwas geändert hätte.

Sie würde etwas unternehmen. Es gab nicht viele von Ihr, nicht einmal eine handvoll und doch würde es reichen müssen. Die Gefahr war groß entdeckt zu werden, wenn solcherlei “Magie” hier angewendet wurde, aber es musste sein. Lady Selaine wartete bis das Gespräch zwischen Ihrem Vater und seinem “Gott” beendet war und begab sich dann auf direktem Wege in den Taubenschlag. Mit der üblichen Kodierung wies sie die Anderen an, sich an dem Ort der Sicherheit einzufinden, wo alles weitere besprochen werden konnte.

Der Abend neigte sich seinem Höhepunkt, als vier, in schwarz gehüllte Gestalten im fahlen Mondlicht auseinander trafen. Wenige Handzeichen folgten und sie begaben sich in ein kleines Haus, außerhalb der Innenstadt. Nur eine kleine Kerze brachte Zwielicht in den kleinen Raum und schien alle Gestalten gespenstisch flackern zu lassen. Schatten wo keine Schatten waren, Bewegung und doch mehr, als das Auge erspähen mochte.


“Es ist gut, das Ihr hier seid, Freunde.”, sprach sie und offensichtlich meinte sie es ernst.

“Uns steht etwas bevor, was nicht gut sein kann, nicht für unsere Sache... Nicht für unsere Macht. Der Brunnen der Ewigkeit scheint etwas zu beinhalten, etwas von großer Macht, was als “Gott” bezeichnet werden würde... Und das scheinen selbst jetzt schon einige zu tun.”, fügt sie in selber Tonlage, wenn auch ein wenig eisiger, hinzu.

Sie erzählte den Anderen, was sie gehört hatte, erwähnte jedoch nie Namen, lies aber nichts aus. Am Ende herrschte Schweigen, bis eine Frauenstimme leise, aber fest zu sprechen begann.
“Wir dürfen nicht einfach nur herumsitzen und nichts tun, damit hast du Recht... Wir sollten einen “Schatten” beschwören, so etwas wie einst, in den großen Experimenten, wisst Ihr noch?” Sie blickte in die Runde und nahm das sachte Nicken aller wahr, ehe sie weiter sprach.


“Etwas, was stark genug ist, dieses Ding, was auch immer es ist, zum schweigen zu bringen und dennoch dürfen wir den Brunnen nicht beschädigen lassen.”

Wieder verstrich eine halbe Minute des Schweigens, alle schienen allerdings einverstanden, auf Ihre Art und Weise.

“Wann und wo?”, fragte der Mann rechts neben Lady Selaine knapp.

“Morgen Nacht, unten in den alten Gewölben.”, sprach der Letzte Teilnehmer dieser Runde, ein junger Mann, mit zu viel Arroganz in der Stimme.

Ohne noch weitere Worte zu wechseln, erlosch die Flamme und die Gestalten gingen wieder Ihrer Wege und bereiteten sich auf das bevorstehende Ritual vor. Sie waren nicht so wie Selaine, das wusste sie... Sie waren einfache Elfen, die mehr zu verlieren hatten als nur Ihren Körper, aber es begann Ihr egal zu werden, selbst wenn sie die einzigen waren, die sie annähernd als “Freunde” bezeichnen mochte.

Die letzte Stunde hat geschlagen

Schwarzer Samt schützte sie vor der Kälte, dieses Abgrundes, in dem sie sich befand. Sie mochte die Gewölbe, auch wenn sie kalt und schmuddelig waren, hier war stets Ruhe und auch bei anderen Riten blieben sie selbst von Kleingetier verschont.

Eine flackernde Schattenflamme waberte in Ihrer Hand und spendete auf eigenartige Weise Licht. Milde, fast rauchig und doch hell genug um alles erkennen zu können. Sedsedot, Ihr Stab der Macht, lag in Ihrer anderen Hand und gab auf dem Boden ein dumpfes Geräusch von sich. Sie gingen lange, bis sie die kleine Halle mit der Kuppel erreichten. Es war nicht genau klar, wo sie sich befanden, so weit unter der Erde, aber bislang war dies auch egal gewesen.

Lady Selaine gab die Flamme von Ihrer Hand und legte sie in die Mitte eines weißen Runenkreises, gute vier Meter im Durchmesser maß, sie erblühte und wurde größer, so das man jeden Winkel der Halle sehen konnte. Alle nahmen Aufstellung, in jeder Himmelsrichtung einer. Norden war stets Dämonologie, der Osten war für die Illusionistin, Süden barg den Schattenwirker und im Westen fand sich Selaine ein, Nekromantie.

Alle erhoben die Arme und die Ärmel glitten bis in die Armbeuge hinab. Hautfarben in allen Nuancen kamen zum Vorschein und leises Gemurmel kündigte das Ritual an. Ein giftgrüner Strahl ging von der Flamme in der Mitte aus und traf jeden der Beteiligten, wie ein Blitz, einen Baum. Die Erde unter Ihnen wurde einen Augenblick erschüttert, aber das war ein Umstand, den sie nicht beachten durften, nun nicht mehr.

In grünes Licht getaucht, machten sie weiter, formten Worte in einer alten, dunklen Sprache und die Flamme wuchs und schien mit jeder Minute kälter zu werden. Eisiges Feuer, bis sie an die Grenzen des Bannkreises stieß und sie fast versengte. Schweiß rann über die verborgenen Gesicht, bis ein dumpfer Schlag sie am Hinterkopf traf und sie bewusstlos zu Boden sackte.

Es war nicht so, das sie erwachte, in gesprochenen Sinn konnte man es so nennen, aber sie war nicht körperlich. Ein Schemen, der über einem toten Corpus schwebte, viel eher. Sie hatten diese sterbliche Hülle also zerstört. Sie sah Dunkelheit um sich, etwas flammte in einiger Entfernung auf. Ein helles Licht, magischer Herkunft. Der Magister am rasch näher und beugte sich über Ihren Körper, riss die Kapuze weg und erschrak einen Augenblick fürchterlich. Er sagte etwas, aber Klänge und Töne waren auf dieser Ebene genau so nicht existent, wie sie für andere ersichtlich.

Drei weitere Körper lagen regungslos am Boden und bei Ihnen standen Wachen der Palastgarde in voller Ausrüstung. Sie wurden verraten, doch nur von wem. Niemand konnte wissen das es sie gab oder das sie sich trafen und dennoch lag Ihr Körper nun tot am Boden. Sie würde sich rächen, wenn sie wusste wer dafür verantwortlich war. Dies war Ihr erster Tod und dennoch wusste sie genau, was nun zu tun war.

Sie schloss Ihre “Augen” und öffnete diese wenige Augenblicke wieder. Weite Ebenen schwarzen Sandes erhoben sich vor Ihr. Eine Zwischenwelt voller Hitze, jedoch konnte sie nur hier finden, was sie benötigte. Sie blickte an sich hinab und sah ihren alten, gewohnten Körper, ein sachtes Lächeln huschte über Ihre Lippen und zwei Finger huschten über die silberne Spinne an Ihren Schlüsselbein.

Jene würden sterben, da sie Ihre Pläne zunichte gemacht hatten


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