Charakter: Aliyah Himmelschreiter

18:09 08/02/2009
Ein Schrei riss die Stille der Nacht entzwei und eine recht jungwirkende Elfe öffnete ihre Augen. Das Zimmer war dunkel und nur langsam entfachte sich ein sanfter Schimmer. Das Schlafgemach wurde eingetaucht und dumpfen Licht. Nun aufrecht sitzend, blickte sich die Elfe um. Ihr braunes Haar sah etwas zerzaust aus und ihre Augen funkelten verschlafen. Müde strich sie die Decke von sich und stand vom Bett auf. Sanft umschmeichelte der feine Stoff ihren Körper und sie strich sich das Haar ein wenig aus dem Gesicht.

Abermals ging ein Schrei durch die Stille und die Elfe verharrte in ihrer Bewegung. Quälend langgezogen und von tiefem Schmerz schrill es durch die Luft, dann war der Schrei abrupt abgebrochen. Rufe hallten durch die Gänge und von weitem hörte man... Kampfeslärm? Etwas irritiert blickte die Elfe zum Fenster. Die Wolken waren zurück gewichen und der volle Mond erhellte den Innenhof der Akademie. Die Hand der Elfe glitt ihr zum Mund und ihre Augen blickten mit blankem Entsetzen auf eine Horde von... von was eigentlich? Es sah aus, als würden Elfen gegen Elfen kämpfen, aber sie sahen blass, blau und... steckte da ein Schwert in einem der Elfen? Die Elfe blinzelte und ihr Körper fing an zu zittern, als ihre Gedanken sich zusammenfügten. „Untote...“ Mit einer Handbewegung ließ sie die Türe des Raumes auf gleiten und schritt schnellen Schrittes den Korridor entlang. Die Schuluniform blieb auf der Stuhllehne liegen und das goldene Abzeichen der Magi glimmte leicht im Licht.

Auf dem Korridor war es einem Chaos gleich. Während jüngere Elfen leise wimmernd durch die Türen sahen, versuchten ein paar Ältere diese zu beruhigen und Etagenweise zusammen zu treiben. Die Elfe schritt weiter voran und sie war nicht die Einzige, die offenbar zielstrebig durch die Korridore ging zu einem großen Saal.

Die Decke war hell erleuchtet von schwebenden Lichtkegeln. Im Innern des Saals standen Tische lang aneinander gereiht und vor Kopf eine Reihe quer. Während es draußen einem Krieg gleich lärmte, war im Saal eine unnatürliche Stille. Mehrere Elfen standen im Saalinnern und blickten zu den Tischen vor Kopf, neben denen sich fünf Personen angeregt unterhielten. Ihre Roben waren glanzvoller und verzierter, als die der Elfen in der Saalmitte und sie sahen nicht so verschlafen aus.

Der Blick der Elfe ging suchend und mustert von einer Person zur anderen und als sie die Fünf angeblickt hatte, sah sie noch immer so aus, als habe sie nicht gefunden, was sie gesucht hatte. Dann erhob einer der Fünf die Stimme plötzlich zur Menge. „Silbermond wird angegriffen.“ Entsetzen und Unglaube standen vielen Elfen im Gesicht, der Elf fuhr fort. „Wir müssen Kämpfen und jeder über dem 2. Semester muss die Akademie beschützen. Ihr seid schon länger an dieser Anstalt und Euch muss ich bitten, an vorderster Front zu kämpfen, damit die jüngeren unter den Schülern geschützter sind. Geht und beschützt Silbermond, die Akademie und unser Volk!“ Eine kurze Pause trat ein, dann sprach er, als einige Elfen schon gehen wollten „Der Westflügel bleibt im Saal!“ Gemurmel und Getuschel ging durch die Reihen der Menge, aber auch das hastige Umherwuseln derer, die sich zum kämpfen bereit machen wollten und mussten. Eine Handvoll der Elfen blieb zurück im Saal, darunter auch die Elfe im Nachtgewand.

Die fünf wohl lehrenden Gestalten gingen zu der Handvoll im Saal stehenden Studenten, alle mit ernstem Gesicht bekleidet. Schweigen trat ein und dumpf dröhnten die Schreie von Außerhalb durch die Wände. „Es wird ein schwerer Kampf, doch euch bitte ich, durchbrecht die Feindeslinie. Ihr seid die Fähigsten unter den Studenten und wisst mehr als so manche hier. Silbermond zählt auf uns. Macht euch Kampfbereit.“ Sein Blick war stolz und verlieh den Elfen Mut. Als die Studenten sich entfernten, wurde die eine Elfe von einer Hand an der Schulter gefasst und somit zurück gehalten. Still verharrte sie, bis die Studenten aus dem Saal waren. „Wo ist meine Mutter?“ begehrte die Elfe zu wissen mit einer festen Stimme und sah die Fünf vor sich an. Keiner von ihnen brachte wirklich ein Wort heraus und es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Tief atmete der Elf direkt vor ihr ein und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. „Eure Mutter, Lady Aliyah, ist gefallen.“ Es war, als ob jemand der Elfe einen Dolch ins Herz gestochen hatte, darin rumrührte und gleichzeitig ihr die Kehle zerdrückte, damit ja kein Schrei entfahren würde. „Allerdings,“ fuhr der Elf fort, „wandelt sie auf der Seite des Feindes.“ Die Elfe blickte ihn ungläubig an. „Wie… wie…“ stammelte sie daher. „Das wissen wir nicht, aber sie ist nun ein Feind, Lady Aliyah. Macht Euch gefasst darauf, Ihr entgegen zu treten und zu kämpfen.“ Der Kloß saß tief im Halse der Elfe und der Saal erbebte. Schlagartig zersprang am hinteren Teil des Saals die Decke und es war zu erkennen, wie der Nachthimmel in Flammen stand. Dröhnend kam der Kampfeslärm ins Innere des Saals. „Schnell!“ Und mit leicht wehendem Hemd blieb die Elfe stehen, als die anderen an ihr vorbei liefen und sie nicht weiter beachteten.

Tränen rannen ihr die Wangen hinab und ihr Blick schien zu flackern. Zuerst wackelig, dann mit festeren Schritten und gerader Haltung schritt die Elfe auf den Ausgang des Saals hin. Bevor sie auch nur die Hälfte des Saals hinter sich gelassen hatte, zersplitterten vor ihr die Türen und grässlich entstellte Wesen strömten hinein. Mittendrin eine abgezehrte Elfe mit zerzaustem angesengtem braunen Haaren. Die Haut am Gesicht teils verbrannt und in zerrissener Kleidung. Eine goldene fein verzierte Kette hing an dem nun dürren Hals hinab. Auf dem Gesicht der Elfe im Nachtgewand war keine Regung mehr zu erkennen, die Tränen getrocknet und ihr murmeln ging in dem tosenden Geschrei unter. Dann entbrannte der Kampf.



Schmerz. Tiefer stechender Schmerz war das erste, was sie bewusst fühlte. Es war dunkel und sie lag auf einem weichen Untergrund, das glaubte sie zu spüren. Als sie sich aufrichten wollte, zog dieser stechende Schmerz durch ihre Glieder und versagten ihr den Gehorsam. Mit den Fingern versuchend den Untergrund zu ertasten, bemerkte sie plötzlich Wärme auf dem Gesicht. Wärme bedeutete Licht, also müsste sie etwas sehen, doch das tat sie nicht. Panik stieg in ihr auf. Wo war sie? Wieso konnte sie sich nicht bewegen? Warum sah sie nichts?
Je mehr sie versuchte sich zu bewegen, je mehr zog dieser tiefe stechende und immer stärker werdende Schmerz durch ihren Körper. Sie versuchte ihre Stimme zu erheben, versuchte den Mund zu öffnen und erstarrte. Ihr Gesicht brannte plötzlich, als würde ein Feuer auf diesem züngeln und sie musste an ihre Mutter denken. Mit den Händen das Gesicht abdecken wollend, wollte sie sich wieder bewegen, die Hände heben, doch ihr Körper blieb einfach liegen.
Der Schmerz stieg ins unerträgliche an und benebelte ihre Gedanken, dann verlor sie das Bewusstsein.



Dumpf traten Stimmen an ihre Ohren. „Wizzen Zie, ob zie gezund wird?“ „Wirrr können frrroh sein, wenn sie überrrlebt.“ Der Schmerz war zurückgegangen, doch noch immer pochte er in ihrem Körper. Die Wärme wieder spührend, deutlicher als zuvor, wollte sie ihre Augen öffnen, doch dies blieb ihr versagt. Ihre Finger zuckten kurz. Langsam unter dem stechenden Schmerz konnte sie den Arm heben und zu ihrem Gesicht führen. Tastend fanden ihre Finger einen Verband um ihr Gesicht gebunden, auch über die Augen.
Nun fühlte sie wieder das brennende Feuer und ihr entfuhr ein aufseufzen. „Zie izt wach!“ sprach aufgeregt aber dumpf eine Stimme. „Zie izt wieder wach!“ Merkend, wie jemand an sie heran trat, hörte sie die andere dumpfe Stimme erzürnt. „Geh weg! Sie brrraucht Rrruhe!“ Und sie war sich sicher ein Luftzug gespührt zu haben, aber durch den Verband? „Wie geht es dirrr? Ah dumme Frrrage! Du brrrauchst keine Angst haben, wirrr haben dirrr geholfen. Dein Körrrper kann viel Magie verrrspeisen und speicherrrn, das hat dirrr geholfen und warrr interrressant! Aber rrruh dich weiterrr aus. Dein Körrrper brrraucht noch Krrraft!“ Und sie bemerkte, wie irgendetwas auf ihre verbundene Stirn gelegt wurde. Das Feuer entfachte von neuem an ihrem Gesicht. Tiefer und stechender. Abermals verlor sie die Besinnung durch den Schmerz.



„Wirrr brrrauchen sie nicht mehrrr, verrrsteh doch. Nun wissen wirrr wie sie funktionierrren. Wirrr müssen sie töten.“ „Aber, aber zie izt zo zön! Lazz zie mir zein! Iz werde auf zie aufpazzen! Verzprochen!“ Dann verging das Gemurmel und es wurde still. Diese unsagbare Dunkelheit war unerträglich für die Elfe und sie richtete sich langsam unter Schmerzen auf. Selber erstaunt darüber, hob sie ihre Arme und wollte langsam ihr Gesicht frei binden. Mit jeder Bewegung zuckte sie innerlich vor Schmerz zusammen, allerdings schaffte sie es den Verband zu lösen. Ihre Augen waren geschlossen und nur widerspenstig ließen sie sich öffnen. Allmählich wurde das Dunkel von einem sanften Licht weg geschoben, allerdings noch recht verschwommen, doch es klärte sich langsam auf. Sie lag auf einem einfachen Fell auf einem Tisch, mittig in einem Raum. Seltsame Gerätschaften standen um sie herum und erinnerten sie ein wenig an das Labor der Akademie, nur kleiner. Neben ihr stand ein kleiner Hocker und darauf lag ein Tablett. Ihr blieb der Atem stocken. Seltsame Zangen, Messer, Scheren und Nadeln waren darauf zu erkennen. Der Blick der flackernden Augen ging zu ihrem eigenen Körper.

Eine Decke bedeckte ihre Beine bis etwa zur Hüfte, ihr Oberkörper war frei und eine recht blasse Y-Narbe war zu erkennen. Ihre Finger tasteten die Narbe ab. Sie war verheilt und gut geschlossen, Fäden waren keine zu erkennen. Dann fiel ihr etwas anderes auf. Wie in Trance sah sie auf ihre Hände und Arme, die fahl wirkten. Eher leise und krächzend kam ihre Stimme aus ihrem Hals heraus. „Was bei der Sonne…“ dann schlug sie die Decke beiseite. Ihre Beine waren auch aschfahl. Suchend blickte sie sich im Raum um und erspähte einen Spiegel an der von ihr aus linken Wand. Langsam stand sie auf, ihre Glieder schmerzten und als sie ihre Muskel anspannte, wisch der Schmerz ein wenig beiseite und war nicht mehr so unerträglich. Mit Mühe trugen ihre Füße sie zum Spiegel und versagten fast ihren Dienst, als sie in den Spiegel sah. Ihr Haar war farblos, wie auch ihre ganze Haut. Was ihr aber beinahe den Verstand raubte, war die Narbe quer in ihrem Gesicht, welche sich von der Stirn über die Nase unter das linke Auge erstreckte.

Langsam kroch sie hoch, diese Wut und als sie sich langsam bis zum Hals hochgearbeitet hatte, schoss der Arm der Elfe nach vorne. Ihre Hand zur Faust geballt steckte im nun zerbrochenen Spiegel und langsam sicherte eine nicht ganz dünnflüssige rötliche Flüssigkeit aus den kleinen Wunden, in denen Spiegelsplitter steckten. Keine Minute später öffnete sich die Türe zum Raum. „Waz izt hier loz?“ Herumwirbelnd blickte die Elfe auf das Wesen in der Türe. In gebückter Haltung sah ein entstellter Mensch zu ihr hinüber. Die Augenhöhlen leer, an der linken Schulter Knochen herausragend und zerrissene Kleidung tragend. „Ah! Du bizt wach! Du kannzt ztehen!“ Bevor das Wesen einen Schritt auf die zu machen konnte, hatte sie schon die Hand erhoben und das Wesen erstarrte in der Bewegung und glitzerte bläulich. Mühevoll ging die Elfe zum Tisch, legte sich die Decke um den Körper und als sie an dem Wesen vorbei, an der Türe hinaus ging, tippte sie das Wesen an.
Fast wie in Zeitlupe kippte es nach vorn weg und zersplitterte, als die Elfe den Raum verlies.

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