Charakter: Yesica Nadiel Tal'Mora

22:52 17/11/2009
Erschocken von lauten Stimmen erwachte die junge Elfe. Noch im Halbschlaf stand sie langsam auf und schlurfte, sich noch den Sand aus den Augen reibend zum Fenster. Draußen im silbernen Licht des Mondes hatte sich eine Gruppe auf dem Dorfplatz versammelt. Neugierig blieb sie am Fenster stehen. Sie waren alle bewaffnet und trugen Rüstungen. Ein weiterer Elf kam zur Gruppe gerannt und sie hörte ihn rufen "Sie sind hier!". Eilig stürmte die Gruppe los.
"Wer ist hier?" Mit diesen Worten zog sie sich ihre dunkle Robe über und ging in das Gemach ihrer Eltern. Ihre Mutter lag alleine im Bett und hatte wohl noch nichts davon mitbekommen. Leise verlies sie wieder das Zimmer, da sie wusste, wenn Mutter um ihre Nachtruhe gebracht würde, kann sie sehr unangenehm werden. Doch wo war ihr Vater?
Neugierig lief sie raus auf den Platz. Der noch recht weit entfernte Lärm kam aus Richtung der Geisterlande. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie dem ruhiger werdenden Lärm immer näher kam.
Schlürfende Schritte, ein langer Schatten zeichnete sich von einer elfisch aussehenden Person auf dem Weg auf sie zukommend ab. Erfreut jemanden zu sehen, ging sie auf diese Person zu.
Entsetzt blieb die junge Elfe stehen, als sie sah, wie übel zugerichtete diese Person war. Noch eben schlürfend beschleunigte die Person, zielstrebig auf die junge Elfe zu. Wie festgewurzelt stand sie einen kurzen Augenblick da und sah immer deutlicher werdend die sie fixierenden, milchigen Augen.
Eckel, Angst und Entsetzen ließen sie herumfahren. Sie rannte so schnell sie nur konnte den Hügel hoch. Die kleinen Steinchen bohrten sich schmerzhaft in ihre Füße, warum sie auch den Weg verließ und geradewegs über das Gras rannte. Sie hatte in der Neugierde ganz vergessen, ihre Schuhe an zu ziehen.
Nach einiger Zeit des Rennens war sie so erschöpft, das sie sich erst mal hinter einem Baum ausruhen musste. Ein kontrollierender Blick ließ sie erst ein mal zu Atem kommen. Sie hatte die Gestalt wohl abgeschüttelt.
Ein Rascheln unweit vernichtete die Hoffnung. Der vorsichtige Blick um den Baum bestätigte ihre Vermutung. Die Panik trieb sie wieder an, so schnell wie möglich dort weg zu kommen. Als es ihr bereits schwarz vor Augen wurde, stoppte sie erneut und entdeckte eine kleine Höhle zwischen ein paar Felsen am Hang. Nachdem sie sich durch die enge Öffnung gezwängt hatte, beobachtete sie durch den Eingang die Umgebung. Diesmal würde diese Gestalt sie sicher nicht finden. Nach einiger Zeit der Beobachtung lehnte sich die junge Elfe erschöpf gegen die feuchte Höhlenwand. Sie hatte bereits damit zu kämpfen, das sie nicht einschläft. Die wilden Gedanken und die schmerzenden Füße hielten sie jedoch wach.
Ein Geräusch ließ sie erschrocken hochfahren und die Umgebung vor der Höhle beobachten. Dort war sie wieder, diese Gestalt. Ängstlich sah sie ihr zu, wie sie suchend umherlief. Nein, es war kein zielloses Suchen. Diese Gestalt schnupperte immer wieder und kam dabei der Höhle langsam näher. Nun war es zu Spät, die Gestalt stand bereits einige Schritte vor dem Eingang. Panisch warf sich die junge Elfe wieder zurück an die feuchte Höhlenwand.
Ein verwesender Gestank füllte die kleine Höhle, als die Gestalt mit ihrem Kopf durch die enge Öffnung schaute. Wie eine Bestie fing sie an nach der jungen Elfe zu schnappen und zu Greifen, als sie diese in der Höhle aus machte und dabei feststellte, das sie nicht durch die Öffnung passte.
Die Zeit verstrich, es wurde bereits langsam hell. Unermüdlich versuchte diese Bestie, die junge Elfe zu erreichen. Nach langer Zeit der Hoffnung entfaltete sich der Hunger und Durst zu einem schier unerträglichem Gefühl. Sie stellte bereits Überlegungen, welches das schmerzlosere Ende darstellen würde. Verzweiflung wich langsam der Gleichgültigkeit. Diese Bestie würde wohl nicht nachgeben, bis sie ihr Opfer zu Tode gequält hatte. Mitleid oder gar Gnade schien ihr fremd zu sein. Langsam faszinierten sie sogar diese Eigenschaften, auch wenn sie ihr nun zum Opfer fallen würde.

Ein lautes Kreischen dieser Bestie ließ die junge Elfe zusammenzucken. Die Bestie zog sich aus dem Höhleneingang zurück. Mehrmals kreischte Diese bevor es draußen still wurde.
"Ist da jemand?" klang eine weibliche Stimme von Außen in die Höhle.
Die junge Elfe bekam nur noch ein leises "Ja" hinaus und schleppte sich mit letzter Kraft durch die kleine Öffnung.
"Ich bin Meldora. Wie ist Dein Name kleines?"
Ein schluchzendes "Yesica" und fiel ihr weinend um den Hals.
Vorsichtig nahm sie die fremde auf ihren Arm. "Du siehst ja fast verhungert aus. Ich nehme Dich erst mal mit zu mir."
Als Yesica wieder zu sich kam, lag sie zugedeckt in einem Bett. Es war nicht ihr Bett. Demnach war es auch kein Alptraum, wie es die Schmerzen ihr mitteilten. Meldora hatte bereits eine Mahlzeit gerichtet und brachte sie an das Bett.
"Wo bin ich hier und wo sind meine Eltern?"
"Du hast lange geschlafen. Iß erst mal etwas und ruh Dich ein wenig aus. Du bist bei mir in einer kleinen Hütte etwas abgelegen der Stadt." Entgegnete sie ihr mit sanfter Stimme.
"Ich will Nachhause."
"Ruh Dich erst noch ein bisschen aus. Später schauen wir mal, ob wir deine Eltern finden."
Nach dem Essen und einem erfrischenden Bad begaben sich die beiden Auf den Weg zu ihrem Dorf.
Ein grauenvoller Anblick bot sich den Beiden. Überall lagen noch Trümmerteile verstreut. Die Wege waren teils noch mit Blut bedeckt. Eine kleinere Gruppe von Elfen hatte sich versammelt, welche klagend und weinend ihre Verluste offenbarten. Manche hatten bereits mit dem Aufräumen begonnen.
Suchend wanderten die Blicke der Beiden durch die Gruppe in der Hoffnung, jemanden bekanntes zu finden. Jedoch blieb die Suche erfolglos.
Auch ihr bisheriges Zuhause fanden sie nur noch in Trümmern vor.
"Bring mich hier weg. Bring mich einfach weg von hier." Schluchzte die am Boden zerstörte Yesica.
"Wenn Du willst, darfst Du bei mir bleiben." Entgegnete ihr die mitgenommene Meldora. Sie hatte ebenfalls erhebliche Probleme, die Fassung zu bewahren.

Einige Tage später ...

"Wie hast Du damals diese Bestie besiegt? Kannst Du mir das zeigen?"
"Du bist noch zu jung dafür. Ich zeig es Dir eines Tages, wenn Du bereit dafür bist."
"Bitte. Ich fühle mich alt genug dafür. Diese Bestie störte mein Alter auch nicht." Entgegnete Yesica mit einem selbstbewussten Gesichtsausdruck.
"Na gut. Wenn Du dir so sicher bist, werde ich Dich in die Künste der Magie einweihen." Seufzte Meldora und packte ihren Zauberstab aus, um ihr die erste Lektion zu erteilen.

Die Jahre verstrichen und aus der einst so jungen Elfin entwickelte sich eine begabte Schülerin. Yesica hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Des Öfteren hatte sie ihre Meisterin mit ihrer Ader für das Magische überrascht. Manchmal bereitete es Meldora sogar Sorge, wie einfach und wild sich Yesica der Magie bediente. Wenn sie etwas nicht schaffte, übte sie so lange, bis sie es nahezu perfekt beherrschte. Es kam sogar manchmal vor, das sie ihr Ziel nicht nur Zerstörte, sonder gleich noch die halbe Umgebung darum mit verwüstete. Jeder Tadel schien ohne Erfolg zu bleiben, wenn sie einmal in Rage geraten war.

Eines schönen Sommertages befand sich Yesica bereits auf dem Rückweg eines nahe gelegenen Dorfes. Sie hatte dort einige Dinge für Meldora abgegeben. Ein knacken in der nähe eines Gebüsches erweckte ihre Aufmerksamkeit. Ein Troll hatte sich wohl dort auf die Lauer gelegt und stürmte nun mit erhobener Axt auf sie zu. Schnell wob sie einen Feuerzauber welcher den Troll mit einer Brandverletzung auf der Brust zu Boden warf. Laut schreiend hüpfte dieser wieder auf und war in begriff, panisch davon zu laufen. Empört darüber, das dieses Gezücht nun einfach flüchten wollte, fror sie seinen rechten Fuß am Boden fest.
"Dafür wirst Du bezahlen!"
Ein weiterer Feuerzauber entflammte den Boden unter seinen Füßen. Schreiend vor Schmerz versuchte der Troll sein Bein zu befreien, was ihm jedoch nicht gelang. "Na, wie gefällt Dir das? Hm?"
Mit einem weiteren grellen Schrei riss der Troll sich los und stürzte zu Boden. Sein rechter Fuß steckte noch abgerissen im Eis. Wimmernd und mit irgendeinem unverständlichen Gewinsel robbte sich der Troll stück für stück aus dem noch glimmendem, verbrannten Boden.
"Soll ich Dich von deinen Schmerzen befreien?"
Ein weiteres mal fror sie nun sein linkes Bein am Boden fest und entflammte den Boden unter ihm. In ihrer Extasse klangen die weiteren qualvollen Schreie wie Musik in ihren Ohren. Als diese verstummten, zog sich eine sichtliche Enttäuschung über ihr Gesicht. Ein weiterer Feuerzauber zerriss den leblosen Körper und zeugte von ihrer Wut.
Zurück bei Meldora verlor sie kein Wort darüber. Meldora erwartete sie bereits ungeduldig.
"Heute besucht uns mein ehemaliger Mentor mit seinem Sohn. Ich habe mir erlaubt, ihm von Dir zu berichten. Er war sehr interessiert und würde gern eine Vorstellung deiner Fähigkeiten sehen. Eventuell wird er Dich auch in seine Obhut nehmen, da ich Dir nichts mehr beibringen kann."
"Ich werde Dich nicht enttäuschen. Du hast so vieles für mich getan, wie soll ich mich nur dafür Bedanken?"
"Deine Gesellschaft war mir Dank genug. Sollten sich unsere Wege heute trennen ... Vergiss mich einfach nicht und bleib eine anständige Elfe. Lass Dich nicht von deinen Emotionen mitreißen, es bringt Dir deine Vergangenheit nicht zurück." Erwiderte Meldora mit strengem Blick.
"Ich versuche es." Unterstrichen mit einem Nicken.
"Nicht versuchen..." Ihr Mentor war bereits eingetroffen, was Meldora sofort verstummen lies und sie sich ihm zuwandte. Nach einer ausgiebigen Begrüßung erzählte er noch etwas, von einem übel zugerichteten Troll, den sie auf dem Weg tot aufgefunden hatten. Offensichtlich hatte ihn dieser Anblick etwas mitgenommen, auch wenn er Trolle verabscheute.
Nach einigen Kostproben an einer Übungspuppe war der ehemalige Mentor der Meinung, er würde gerne mal sehen, wie sie sich im richtigen Kampf schlagen würde. Voller Stolz präsentierte er seinen begabten Sohn. Das extrem überhebliche Auftreten und die gierigen und zugleich abwertenden Blicke erweckten eine tiefe Abneigung in ihr. Nach einigen magischen Kräftemessungen und Schildabsorptionen traf ein Feuerzauber in einer überheblichen Leichtsinnigkeit den Fremden und verletzte ihn am rechten Arm. Obwohl er dieses Duell bis zu diesem Zeitpunkt dominierte, schien sich nun das Blatt zu wenden.
"Kannst Du nicht aufpassen, Du unbegabte Tochter einer Hure! Du solltest dich lieber wie deine Mutter um die Freuden der Unsrigen kümmern. Na warte, Dir werd ich's zeigen!"
Diese Worte verletzten Yesica sehr. Was erlaubt er sich solch eine Aussage über ihre Mutter?
Sie kannte ihre Mutter nur noch aus schemenhaften Bildern. Jedoch eine Hure war sie gewiss nicht. Soweit sie sich erinnern konnte, war ihr Vater der Vorstand ihres Dorfes.
Der Zorn über diese Aussage benebelte ihre Gedanken. Die Luft um ihren zarten Körper begann zu flimmern und zu knistern, bevor sich die gesamte Wut in einem gewaltigen Zauber entlud.
Der ehemalige Mentor hatte dies gerade noch rechtzeitig mitbekommen und blinzelte sich zwischen die Beiden um diesen Zauber abzufangen. Selbst ihm bereitete dies Probleme, was man an seinen Gesichtszügen sehen konnte.
"Bist Du wahnsinnig? Du hättest ihn eben fast getötet. Dafür werde ich Dich bestrafen!" Brüllte er wutentbrannt und begann einen Zauber zu wirken.
"Nicht!" Sprang Meldora vor Yesica.
"Geh aus dem Weg!"
"Nein, verzeiht ihr. Bitte ... sie hatte eine harte Vergangenheit."
"Nun gut. Jedoch soll sie von hier verschwinden. Wenn sie mir nochmals unter die Augen kommt ..."
Erleichtert wand sich Meldora ihrem Schützling zu.
"Was fällt Dir ein? Was hast Du da eben getan? Ich habe Dir das nicht alles gelehrt, damit Du im Zorn jemanden einfach Tötest!" Die verschränkten Arme und der strenge Blick untermalten die erboste Stimme.
"Er hat es nicht anders verdient." Erwiderte sie Wutschnaubend.
"Du kannst nicht einfach jemanden töten, nur weil er Dich beleidigt!"
"Du siehst doch, das ich es kann. Das hätte er sich vorher überlegen sollen!"
"Hier nimm das. Es ist das Beste, wenn Du jetzt gehst."
Das leichte Zittern in Meldoras Stimme verriet ihre Emotionen, als sie ihr einen kleinen Beutel mit einigen Goldstücken reichte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte sich Yesica. Sie würdigte die anderen Beiden keines Blickes, bevor sie in Richtung Silbermond davoneilte. Tränen liefen über Meldoras Wangen, als sie Yesica nachschaute, wie diese aus ihrem Sichtfeld verschwand.

In Silbermond angekommen, irrte sie zuerst eine Zeitlang ziellos durch die Strassen. Sie kochte noch vor Wut. Eine Gruppe mit allen verbündeten Rassen der Horde begegnete ihr, was ihre Wut noch weiter steigen lies. Tauren, Orks und sogar Trolle wurde es gestattet, die Strassen von Silbermond zu beschmutzen. Sie brauchte erst einmal eine Auszeit. Am besten weit weg von diesem Ort. An einem Platz erzählte ein Geschichtenerzähler von einer großen Insel weit im Norden. Nordend, wie er sie nannte. Das war es. Vielleicht würde sie dort erst einmal Abgelenkt werden und müsste nicht mit ansehen, wie ihr Volk weiter gedemütigt wird. Sie war nicht mehr bereit, dies alles einfach geschehen zu lassen. Es war an der Zeit, aktiv in das Geschehen einzugreifen.

Nordend war ein verbittertes Land, wie sie feststellen musste. Vielen ehrenhafte und unehrenhafte Schlachten hatte sie beigewohnt. Teils mit epischen Siegen, aber auch blutrünstigen Niederlagen. Sie sah viele ihrer lieb gewonnenen Freunde fallen und kam einige male nur knapp mit ihrem Leben davon. Vieles hatte sie dazu gelernt. Auch ihre Rüstung beherbergte einige der seltensten Materialien, welche sie bei der Beuteverteilung mächtiger Gegner erhielt. Sie hatte ihre Vergangenheit verdrängt. Doch nun holte sie Diese wieder ein.

Oft las sie abends Bücher, da sie sich immer mehr für die Geschichte der Blutelfen interessierte. Anfangs mochte sie das Bündnis der Horde nicht, da sie die Rassen einfach nur als primitiv ansah. Jedoch nach und nach erfuhr sie von den Trollen, von den Orks, den Menschen und den Nachtelfen. Je mehr sie erfuhr, umso tiefer wurde ihr Hass. Sie fühlte sich Benutzt ... absichtlich in Unwissenheit gelassen. Sie war sich sicher, dass viele darüber Informiert waren, die an ihrer Seite kämpften. Etliche male musste sie sich beherrschen, nicht "versehentlich" einen Zauber in die eigenen Reihen zu wirken. Sie wusste aber, würde sie dies tun, währe ihr Schicksal besiegelt. Nur was sollte sie alleine unternehmen?
Sie ging zurück nach Silbermond. Vielleicht würde sie ja dort fündig werden. Vielleicht würde es dort Gleichgesinnte geben, welche ebenfalls egal mit welchen Mitteln das einst so mächtige Volk wieder an ihren rechtmäßigen Platz zurückbringen wollen. Und sie wurde fündig.
"Eldrion Vhel'kur Sunstrider". Alleine dieser Name ließ ihr ein Kribbeln über den Rücken fahren und die Nackenhaare aufstellen. Ein Prinz, wie sie ihn sich nicht einmal in ihren Träumen vorgestellt hatte. Er würde es sein, der den Namen "Sin'dorei" wieder mit Ehrfurcht durch die Munde donnern lassen würde.

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