Charakter: Annûnzhul Frostrage (Annûnthên Stormbringer)

00:01 29/01/2009
Der Himmel war Wolken verhangen, beinahe schwarz. Der Wind peitschte durch die Straßen. Die Kälte war schneidend. Kein Laut war zu hören. Nichts wirkte real. Nichts würde so sein wie es einst war. Nur das Heulen des Windes schmetterte mit wütender Wucht, deutlich hörbar durch die einstig belebten Gassen...
Dort stand er... allein. Er blickte an sich hinab. Seine schwarze Robe wurde vom Wind mit aller macht an seinen Körper gepresst. Zorniges Knallen, des im Sturm flackernden Stoffes, unterstrich seine willenlose Niedergeschlagenheit. Feine silberne Fäden, die magische Runen und Zeichen formten, glitzerten im fahlen Sonnenlicht.
Er hob seine Hände, betrachtete diese ausgiebig, fast manisch und verlor sich in alten Zeiten....

Sommer! Ein wundervoller Tag... Er liebte die Tage, die er ungestört mit seiner Schwester verbringen konnte. Sie waren wie ein Zwillingspaar, obwohl er 6 Jahre älter war. Sie vermochten ihre Gedanken zu lesen, teilten Freud und Leid trotz räumlicher Trennung. Sie waren verbunden durch ein Band, welches stärker war als jedes Gefühl, dass er je kennen lernen würde.
Und doch gab es Schatten...
Der Vater Aredhel, ein einfacher doch begabter Beschwörer und Hexenmeister sah die
Verbindung nicht gern, die die beiden teilten. Oft gab es Streit zwischen Aredhel und seinem Sohn. Wie Aredhel es hasste dieses Wort zu benutzen. Hatte er doch einst seinem besten Freund geschworen, dessen Sohn aufzuziehen sollte er einst sterben. Wie schnell Worte doch gesprochen waren! Er hasste ihn, da er nicht sein eigen Fleisch und Blut war, doch durfte er das nie erfahren...
Doch eines Nachts eskalierten die einst so üblichen Streitigkeiten. Alles ging so schnell. Ein Wort gab das andere, Fäuste flogen, Flüche und Formeln hallten durch die Nacht, alles woran die Gestalt sich erinnerte war, wie er völlig benommen und überstürzt das Haus verlassen hatte. Hatte er damals Aredhel verletzt oder gar getötet? Er wusste es nicht mehr, er sah nur noch das Blut, das einst an seinen Händen klebte als er mitten in der Nacht aus der Stadt rannte...

...immer noch wie benommen, starrte er auf seine mittlerweile vor Wut und Zorn geballten Fäuste. So in seine Gedanken vertieft merke er nicht, dass es bereits Nacht wurde. Er biss fletschend die Zähne zusammen und sank auf seine Knie, fiel leicht nach vorn und stütze sich auf seine Fäuste. Er blickte auf und betrachtete das Chaos um ihn herum. Erst jetzt bemerkte er das beißende Kratzen, das der Rauch in seiner Kehle erzeugte. Alles war nur ein einziges Trümmerfeld. Traurig brannten hier und dort die Überreste alter Behausungen. Frauen suchten weinend und schreiend nach ihren Kindern. Sie taumelten Tränen überströmt durch die Ruinen, ganz in der Hoffnung das nicht leblos in den Trümmern zu finden, was sie so vergeblich suchten...
Trauer und irrsinnige Wut wallten in ihm auf. Er streckte seine Faust gen Himmel, welche sich sofort bläulich färbte und leuchtete. Kaum hatte er seinen Arm ausgestreckt, da war dieser bereits vollkommen mit Eis bedeckt. Brüllenden rammte er diesen schweren eisigen „Hammer“ in das Gesicht seines letzten Feindes, der bereits nieder gestreckt vor ihm lag. Krachend zertrümmerte er seinem einstigen Feind den Schädel.
Sein Blick schweifte an seinem angespannten Unterarm entlang. Im Augenwinkel sah er sein Mal, welches nur das Mondlicht preisgeben konnte. Es leuchtete schwach silbern...

...es war tief schwarze Nacht. Eine weitere Welle dieser untoten Monster rannte auf sie zu. Viele seiner Brüder und Schwestern waren gefallen. Er und die restlichen Überlebenden bildeten einen engen Kreis. Blitze erhellten die Nacht und trafen ihre Opfer. Explosionen schleuderten kreischende Ungetüme wild durch die Luft. Plötzlich manifestierte Eisblöcke erschlugen herannahende, von Pestbeulen überzogene Kreaturen, mit lautem Krachen. Überall von gierigen Klauen und Krallen umgeben, die schrill und gierig schreiend versuchten, ihren Gegnern das Fleisch von den Knochen zu reißen.
Wieder passierte das Unfassbare! Ihre eben noch sterbenden Kampfgefährten erhoben sich auf widernatürliche Weise. Halb zerfetzt und noch aus den vielen Wunden blutend stellten sie sich nun ihren ehemaligen Freunden in den Weg, um sie nun ihrerseits zu zerfleischen...sie waren verloren.
Es gab nur noch einen Ausweg. Er packte mit seiner Linken sein rechtes Handgelenk, verschränkte die Arme vor der Brust und schrie die letzte Formel, die ihm noch geblieben war, seine einzige Zuflucht.
Kaum, dass er die Formel gesprochen hatte, hüllte ihn augenblicklich ein Eisblock ein, der sich aus dem Nichts materialisiert hatte. Er konnte sich nicht bewegen, war jedoch gänzlich vor den Angriffen dieser Kreaturen sicher, die lediglich kleine Furchen in das dicke Eis kratzten. Vor seinen Augen sah er die letzte lebende Blutelfe. Sie wehrte sich tapfer, doch vergebens. Sie wurde an seine Barrikade geschleudert und sechs Guhle saugten ihr das Blut gleichzeitig aus ihrem Leib.
Blut und Tod. Überall nur Blut und Tod, er hörte nur noch das Kratzen im Eis und spürte die Kälte.

... er kam wieder zur Besinnung. Die Lichter und Erinnerungen vor seinem geistigen Auge ließen nach. Schlagartig war ihm alles wieder bewusst.....Blut und Tod...überall. Er musste Stunden in seiner Zuflucht gefangen gewesen sein. Er erinnerte sich wie die Kälte ihn schwächte und er sein Bewusstsein verlor. Langsam richtete er sich wieder auf. Er stand noch immer auf dem Schlachtfeld, wieder war es tiefe Nacht. Es hatte ihn scheinbar einen ganzen Tag gekostet sich zu regenerieren.

Er war allein, keiner aus seinem Bund war ihm mehr geblieben. Er hob seinen Stab auf und stütze sich auf diesen. Sein erschöpfter Blick streifte ein letztes Mal all die Leichen seiner Bundesgenossen, dann sprach er zu sich: „Gut, Annûnthên! Jetzt liegt es an Dir. Nun bist Du der Einzige.“ Er rannte in die Dunkelheit und verschwand...



Einige Jahre später...

Annûnthên stand in Shatrath am Rande der Brüstung des höchsten Turmes im Viertel der Seher. Sein schwarz roter Habit aus feinster Seide, der mit kleinen, bläulich leuchteten Edelsteinen verziert war, wehte leicht im Wind. Ein gestärkter Kragen, der auf Augenhöhe endete, verdeckte seine Züge. Gleichgültig blickte über die Stadt, die die Truppen der Horde und der Allianz von Azeroth gemeinsam beherbergte. Ein gewaltiger Lichtstrahl erhellte das Zentrum der Stadt.
„Ich habe von überlebenden erfahren, Caleya.“, sagte er ruhig. „Ich werde dem Bund der wahren Sin'dorei auf unbestimmte Zeit den Rücken kehren müssen und ihr werdet mich vertreten. Der Hochlord ist bereits informiert.“ Caleya, die nur wenige Schritte hinter ihm stand antwortete ebenso ausgeglichen wie Annûnthên und verbeugte sich leicht während Sie sprach: „Ich werde Euch würdevoll vertreten, mein Herr. Doch sagt, was treibt Euch fort von unseren Bundesgenossen und mir?“ „Echoriath sagte mir, dass zu der Zeit, in der er nach mir suchte, er von einem weiteren Stormbringer hörte, der den Angriff der Geißel überlebte. Morthel mein Vater...“, Annûnthên verstummte und neigte seinem Kopf in Caleyas Richtung. „Ich bitte Euch Stillschweigen zu bewahren. Nur der Hochlord weiß, warum ich wirklich fortgehe. Sollte meine Suche Erfolg haben, werden wir uns bald wiedersehen. Und nun geht und erfüllt mich mit Stolz. Vergesst die drei Prinzipien nicht: Gehorsam, Ehre und Pflichterfüllung.“
Caleya nickte und sagte würdevoll: “Wie Ihr wünscht, Erzmagister. Ich werde Euch nicht enttäuschen.“ Sie drehte sich um und ging elegant auf die Stufen des Turmes zu. Annûnthên blickte ihr nach. Plötzlich schien ihre Silhouette zu verschwimmen bis sie sich sprichwörtlich in Luft auflöste, noch ehe sie die Stufen erreichte.
Der Erzmagister nickte zufrieden und wand seinen Blick wieder selbstsicher über die Stadt. Er wirkte nachdenklich. Als er sich sicher war, dass Caleya sich nicht mehr auf der Plattform des Turmes befand, sprach er zu sich selbst: „Der Hochlord denkt ich gehe seiner Mission nach und Caleya, dass ich meinen Vater suche...“ Er lachte finster.
„Die Unsterblichkeit wartet!“ Er holte eine Feder aus seinem Habit, legt sie zwischen seine beiden Hände, schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann sprang beherzt über die Brüstung in die Tiefe. Er wusste, dass sein Zauber ihn vor einem Aufprall schützten wird...

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